Im Gespräch mit Falko Liecke

Wie können alle Kinder eine faire Chance bekommen?

Neue Regierung, neue Chance, etwas zu bewegen. Vertreterinnen und Vertretern von vier Mitgliedern unseres Aktions-Bündnisses Kitastimme haben diese Chance ergriffen: Sie trafen sich am 20. Juni zu einem ersten Kennenlern-Termin mit Falko Liecke (CDU). Der neue Berliner Staatssekretär für Jugend und Familie brachte aus der Senatsverwaltung Abteilung V (Familie und frühkindliche Bildung) noch Abteilungsleiter Holger Schulze sowie Stellvertreter Carsten Weidner mit.

Wir als freie Träger versuchten zu vermitteln, wie wir uns gewinnbringend in die politische Debatte einbringen können. Wir wollen ja nicht nur den Finger in mögliche Wunden legen. Uns kommt es mindestens ebenso darauf an, praktikable Vorschläge an die politischen Entscheider heranzutragen und die politischen Weichensteller mit guten Ideen zu befruchten – zum Beispiel mit unseren vier konkreten Vorschlägen, wie Kinder mit Sprachbedarf besser versorgt werden können, mehr dazu hier entlang.

Das Diskussionspapier zum Kita-Chancenjahr, das die Mitglieder der Kitastimme gemeinsam entwickelt haben, war Anstoss des Austauschs beim Auftakt-Treffen mit Liecke. Aus Sicht der KitaStimme ermöglicht das Kita-Chancenjahr der CDU-geführten Regierung tatsächlich einen Neustart, was Chancengerechtigkeit und Sprachbildung angeht – allerdings nur, wenn es gut gestaltet wird.

Derzeit sind de facto noch viel zu viele Kinder von einer Betreuung ausgeschlossen und müssen dringend ein Angebot erhalten. Gleichzeitig bedeutet die Aufnahme all dieser Kinder für die Träger einen Kraftakt – da aus unserer Sicht in den jeweiligen Bedarfsquartieren viel zu wenig Kita-Plätze und Fachkräfte verfügbar sind.

Alte, neue Meinungsverschiedenheit bleibt auf der Agenda

Bei diesem Punkt – ob wirklich zu wenig freie Kita-Plätze und Fachkräfte in Berlin zur Verfügung stehen – waren die Vertreter der Verwaltung jedoch anderer Ansicht. Sie sagten, aktuell seien 10.000 von knapp 200.000 Plätzen frei verfügbar. Sie vertraten die Meinung, durch den Ausbau von Ausbildungskapazitäten stünden auch ausreichend Fachkräfte zur Verfügung. Das ist aber bei den Trägern und in den Kitas nicht spürbar.

Es ist eine alte, neue Meinungsverschiedenheit mit der Verwaltung, was die Berechnungsgrundlage für den tatsächlichen Bedarf in der Stadt anbelangt. Wir arbeiten deswegen aktuell an einer Studie, die den tatsächlichen Bedarf erfassen noch transparenter ausleuchten soll. Wir haben uns an diesem Punkt ein bisschen verhakt, so dass ein tiefergehendes Gespräch über eine gute Gestaltung des Kita-Chancenjahrs etwas zu kurz kam.

Ein guter Streit kann uns aber auch weiterbringen. Wir wünschen uns, alle Beteiligten sehen es sportlich. Staatssekretär Liecke blieb ohnehin gelassen und hat nun immerhin ein Bild über einen Dauerbrenner auf der Debatten-Agenda. Wir hoffen, der Blick bleibt offen – und der Geldbeutel für Chancengerechtigkeit auch – für den Doppelhaushalt müssen schließlich schnell Mittel angemeldet werden.

Wir glauben an die Chance eines Neustarts. Und letztlich wollen wir doch dasselbe: Mehr Chancengerechtigkeit für alle Kinder in unserem Land! Bleiben wir weiter im Gespräch!