Was macht eigentlich… der Nachfolger des Sprachlerntagebuchs?

2020 gab es von der Köller-Kommission keine guten Noten für das in allen Berliner Kitas genutzte Sprachlerntagebuch und die Statuserhebung der Sprachentwicklung QuaSta. Im Projekt BeoKiz wurde in den letzten Jahren deshalb ein besseres Beobachtungs- und Dokumentationstool für die Einrichtungen in unserer Stadt entwickelt. Jetzt gibt es einen Ergebnisbericht.

In Berlin müssen pädagogische Fachkräfte Entwicklungsprozesse von Kita-Kindern verbindlich dokumentieren. Einige der dafür genutzten Verfahren sind vom Land vorgeschrieben – sie werden in allen Einrichtungen verwendet. Mit Blick auf die Sprachentwicklung müssen sämtliche Berliner Kitas mit dem Sprachlerntagebuch und der vor der Einschulung durchgeführte Statuserhebung der Sprachentwicklung QuaSta arbeiten. Weil beide Instrumente von der Köller-Kommission 2020 als unzureichend eingestuft wurden, erhielt die Fachhochschule Potsdam den Auftrag, die Berliner Verfahren zur Sprachstandsfeststellung sowie zur Beobachtung und Dokumentation weiterzuentwickeln und zu ergänzen. Im August 2020 startete deshalb das Projekt BeoKiz (Beobachtung und Einschätzung im Kita-Alltag: Kindzentriert und ganzheitlich). Hier wurde ein neues Verfahren entwickelt, das Berliner Kita-Fachkräfte zukünftig im Kita-Alltag für die Beobachtung, Dokumentation und Einschätzung von Entwicklungs- und Lernprozesse nutzen sollen. Anders als beim bisher etablierte Sprachlerntagebuch und dem Instrument zur Sprachstandsfeststellung wird es zukünftig darum gehen, die Entwicklung von Kindern ganzheitlicher – also in all ihren Kompetenzen – zu erfassen.

Mehr zu Arbeitsergebnissen im BeoKiz Projekt gibt es in einem jüngst veröffentlichten Bericht. Diesen finden Sie hier

Die Arbeit an dem neuen Verfahren ist in enger Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und der QV-TAG-Arbeitsgruppe erfolgt. Ausgewählte Praxis- und Trägervertretungen wurden über eine eigens einberufene BeoKiz AG einbezogen und über den Fortgang des Projekts informiert. Zudem gab es Projekt-Kitas, die in verschiedenen Phasen eingebunden wurden und dem BeoKiz-Team umfänglich Feedback gegeben haben. Das im Rahmen des Projekts entstandene ganzheitliche BeoKiz-Verfahren ging im Frühsommer letzten Jahres in eine Erprobungsphase. 25 Berliner Kitas und eine Kindertagespflegestelle hatten Gelegenheit, die Arbeitsmaterialien zu testen und Rückmeldung zur Anwendung und Nutzbarkeit zu geben.

Wann alle Kitas in Berlin mit dem BeoKiz-Verfahren arbeiten werden, ist aktuell sehr unklar, die Angaben zur Einführung variieren: Noch im November hatte der Tagesspiegel über einen geplanten Start Mitte 2023 berichtet. Nun wird aber eine Verlängerung des Projekts bis Ende dieses Jahres angestrebt – ein Start vor Beginn des Kita-Jahres 2024/2025 erscheint unwahrscheinlich. Wenn man weiß, dass BeoKiz für viele Träger und Fachkräfte in der Stadt absolutes Neuland ist, ist das kein unrealistischer Zeitrahmen: Schließlich müssen die Kolleginnen und Kollegen auf die Anwendung des neuen Tools vorbereitet und entsprechend geschult werden. Dennoch liegen die Ergebnisse der Köller-Kommission dann bereits vier Jahre zurück – für Kita-Kinder eine immens lange Zeit. Umso wichtiger ist es, dass die Fachpraxis jetzt zeitnah auch flächendeckend von der anstehenden Umstellung erfährt und der Start zur Mitte des Jahrzehnts gut vorbereitet wird.

Bis dahin bleibt QuaSta wohl das einzige Verfahren, das in Berliner Kitas für die Sprachstandserhebung genutzt werden darf – auch wenn es von der Wissenschaft als „nicht reliabel und valide“ bewertet wird – siehe dazu den Abschlussbericht der Expertenkommission zur Schulqualität in Berlin vom Oktober 2020 hier.

Dabei gibt es eine Vielzahl besserer Verfahren, die in anderen Bundesländern bereits etabliert sind und die engagierte Träger und Fachkräfte in der Übergangszeit vielleicht lieber nutzen würden, statt Daten für den Papierkorb zu produzieren.

Bis zur flächendeckenden Einführung von BeoKiz sollte man den verpflichtenden Einsatz von QuaSta vielleicht überdenken – und in der Zwischenzeit auch weitere anerkanntere Verfahren für die Sprachstandserhebung zulassen. Denn die notwendige Zeit für die Einführung des Nachfolge-Verfahrens darf nicht auf Kosten der Sprachbildung in unseren Kitas gehen.