Kita-Gipfel 2023: Ein Rückblick und Ausblick. Gemeinsam für eine zukunftsfeste Kindertagesbetreuung in Berlin.

Am 27. November 2023 fand erstmals seit 2018 der von der Kita-Referatsleitung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie einberufene Kita-Gipfel statt. Unter dem Motto “Die Berliner Kindertagesbetreuung gemeinsam zukunftsfest gestalten” versammelten sich rund 80 Vertreter*innen von Berliner Kita-Trägern, den Spitzen-Verbänden der Liga, Fachverbänden und Verbünden, um mit den Verantwortlichen von Senat und Senatsverwaltung zu diskutieren, wie sie dieses Ziel gemeinsam erreichen können. Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse aus diesem bedeutsamen Treffen.

Die Bedeutung der Frühkindlichen Bildung
Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) betonte in ihrer Eröffnungsansprache die herausragende Bedeutung der Frühkindlichen Bildung im Bildungssystem Berlins und nannte ein paar wichtige Zahlen dazu: 1.200 Träger, 2.900 Kitas, 40.000 pädagogisch und nicht pädagogisch Beschäftigte, 1.500 Tagespflegekräfte, 165.000 betreute Kinder und jährliche Kosten des Systems von 2,3 Milliarden Euro. Die frühkindliche Bildung ist eine immense Aufgabe, die von vielen Seiten getragen wird.

Top-Bereiche in Berlin

In der Diskussion wurde deutlich, dass einige Bereiche in Berlin bereits sehr gut funktionieren. Dazu gehören das Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege (BBP), das Qualitätssicherungssystem, die Fachkräfteausbildung und die klare Rahmenvereinbarung über die Finanzierung und Leistungssicherstellung der Tageseinrichtungen für Kinder (RVTag).

Herausforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten

Trotz dieser Erfolge wurden auch Herausforderungen und Verbesserungspotenziale deutlich. Die Gewinnung von Fachkräften, die Sicherung von Chancengleichheit für alle Kinder, die Einführung von BeoKiz (Beobachtung und Einschätzung im Kita-Alltag: kindzentriert und ganzheitlich) sowie die Verbesserung der Kommunikation und Information zwischen den Akteuren sind Bereiche, die dringend angegangen werden müssen. Diese Themen werden in den kommenden fünf Jahren politische Schwerpunkte sein.

Entwicklungen der Kindertagesstätten: „Das Angebot ist schneller gestiegen als die Nachfrage“

Holger Schulze, Leiter der Abteilung Familie und frühkindliche Bildung, präsentierte detailliert die Kita-Entwicklungsplanung (KEP). Dabei wurde deutlich, dass das Angebot schneller gewachsen ist als die Nachfrage. Die Auslastungsquote ist gesunken, das Angebot gestiegen, die Belegung nur leicht angestiegen, und die Bevölkerungsprognose zeigt einen Rückgang der benötigten Plätze von 26.000 auf rund 3.000. In den letzten fünf Jahren sind die Kosten von 1,8 auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen, was einer Steigerung von 11.000 auf 13.600 Euro pro Platz entspricht. Zudem wurde ein signifikanter Anstieg an Fachkräften verzeichnet. Um alle vorhandenen Plätze in Berlin anbieten zu können, müssen 3.000 neue Fachkräfte ausgebildet und für den Beruf begeistert werden. Mindestens. Denn: hinzu kommt das Bestreben, dass mehr Kinder über 4 Jahren die Kita besuchen sollen, um allen beste frühkindliche Bildung und Chancengleichheit zu ermöglichen. Ebenso sollte es langfristig eine Verbesserung des Kind-Fachkräfteverhältnisse im U3-Bereich geben, wie es die neueste Bertelsmann-Studie zur frühkindlichen Bildung festhält. Um all dies bedienen zu können, bräuchte es noch mehr Personal und Geld im System Kita als vom Senat bislang vorgesehen.
Der Ausbau der Kita-Infrastruktur wird zwar fortgesetzt, hat aber nicht mehr die oberste Priorität. Stattdessen liegt der Senats-Fokus auf dem Erhalt von Kitas und Investitionen in Kita-Sanierungen – nebst dem Platzanbau an ausgewiesenen Standorten.

Fachkräftemangel und gleichzeitige Attraktivität des Berufs

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel hielt Jana Pampel, kommissarische Leitung des Referats Sozialpädagogische Fachkräfte, zunächst ein Plädoyer für die Bedeutung und Attraktivität des Berufsbildes der Pädagogischen Fachkraft.

Wir pflichten bei: Bildung ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Jobmotor, zudem ist die Arbeit in der frühkindlichen Bildung sinnstiftend. Die viel thematisierte Kita-Krise überdeckt die verdiente Wertschätzung für diese Arbeit leider zu häufig. Dieser Tatsache sollten sich alle Anwesenden immer wieder bewusst sein.

Untermauert durch den Praxisbericht vom Träger Käpt’n Browser (u.a. 10 Kindertagesstätten in Berlin) wurden die Herausforderungen der kommenden Jahre besprochen:

Darunter Herausforderungen wie die Senkung der Zulassungsvoraussetzungen für ausländische Fachkräfte (sogenannte „C1-Thematik“/ B2 in bilingualen Kitas), die hohe Fluktuation aus dem frühkindlichen Bereich hinaus, die Frage nach einer einheitlichen Tarifentlohnung, die Finanzierung privater Fachschulen, die gestiegenen Herausforderungen für Kita-Leitungskräfte sowie das Image als “Nicht-Karriere”-Beruf. Die Teilnehmer waren sich einig, dass durch Zusammenarbeit viel erreicht werden kann. Positiv war die Ankündigung, dass Azubi-Fachkräfte ab Februar 2024 eine Reduzierung um fünf Wochenstunden pro Ausbildungsjahr erhalten werden.

Qualitätsoffensive in den kommenden Jahren

Im thematischen Block zur Qualitätsentwicklung gab Carsten Weidner, Leiter des Referats Frühkindliche Bildung und Kindertagesbetreuung, Einblicke in die geplanten Projekte der kommenden Jahre. Dazu gehören die Ausweitung der Kita-Sozialarbeit, die Einführung des Kita-Chancenjahrs, der Willkommensgutschein, der Ausbau der Digitalisierung in Kitas und BeoKiz, weitere Personalzuschläge und die Überarbeitung des Berliner Bildungsprogramms mit deutlichem Schwerpunkt auf 1) Sprache und Inklusion, 2) Übergang Kita zur Schule und 3) naturwissenschaftlichen Kompetenzen, sowie 4) die Koppelung mit den Angeboten des Familienfördergesetzes.

Sprachkitas und zusätzliche Förderungen für die Fachberatung sollen im Berliner Haushalt verstetigt werden. Für die Umsetzung des
Kita-Chancenjahres bedarf es mehr Kita-Sozialarbeit, multiprofessionellen Teams, einer Verstärkung der personellen Ressourcen für sprachliche Förderung und Inklusion sowie den Ausbau der Praxisunterstützung und -anleitung an der Basis.

Katja Grenner, Pädagogische Geschäftsleiterin der Eigenbetriebe City (57 Kitas), betonte die Bedeutung der Stärkung von Führungskräften und proaktiven, differenzierten Fachberatungen zur Unterstützung. Gleichzeitig warnte sie davor, zu viele Qualitätsoffensiven gleichzeitig umzusetzen, da jede Maßnahme drei bis fünf Jahre in Anspruch nimmt.

Appell zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit

Staatssekretär Falko Liecke schloss den Gipfel mit einem Appell zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Berlin hat bereits erhebliche Fortschritte erzielt und ein gutes System aufgebaut. Dennoch bleibt immer Raum für Verbesserungen, die gemeinsam von allen Beteiligten angegangen werden müssen. Dieser Aufruf erfolgte angesichts der hohen finanziellen Investitionen im Bereich der frühkindlichen Bildung. Und. Diese werden vermutlich nicht mehr. Klar ist aber auch: Wir können die Mittel effizienter nutzen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Diskussion über effizientes Ressourcenmanagement nicht auf den nächsten Gipfel in fünf Jahren verschoben wird, sondern ab sofort fortlaufend in Dialogen und Arbeitsgruppen zwischen allen anwesenden Beteiligten angegangen wird.
Eine Menge zu tun, wir packen gerne mit an, um dies gemeinsam zu erreichen!

Ziel ist die zukunftsfeste Kindertagesbetreuung

Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Kita-Gipfel 2023 gezeigt hat, dass die Kindertagesbetreuung in Berlin vor großen Herausforderungen steht, aber auch über Erfolge und klare Schwerpunkte verfügt. Ziel ist es, eine zukunftsfeste Kindertagesbetreuung sicherzustellen.

Berlin ist auf dem richtigen Weg, aber es gibt noch viel Arbeit zu tun, und die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten wird entscheidend sein.