Presserückblick KW 49

Was in den Medien diese Woche wichtig war

Bildungssystem
Alle Versuche der zuständigen Länder gleiche Bildungschancen herzustellen, seien mehr oder weniger gescheitert, schreibt die taz. Bildungsredakteur Ralf Pauli stellt die Frage, ob der Bund dem föderalen Vor-sich-hin-Gemurkse nicht langsam ein Ende machen und sich stärker in die Bildungspolitik einmischen sollte. Die Definition von bundesweiten Standards könne die Bildungsbemühungen vergleichbarer und das System gerechter machen. Und verhindern, dass die nächsten Bundesmilliarden wieder ziellos und unwirksam ausgegeben werden.
taz.de

Die bloße Möglichkeit eines Betreuungsplatzes allein sorge nicht für mehr Bildungsgerechtigkeit, entscheidend sei die Qualität. Gerade der Ausbau von Krippenplätzen für unter Dreijährige mache nur Sinn, wenn er Hand in Hand gehe mit einer weiteren Qualifizierung des Personals. Auch Familien müssten darin gestärkt werden, ihre Erziehungsaufgaben besser wahrnehmen zu können, schreiben der Kinderarzt Walter Dorsch und der Erziehungswissenschaftler Klaus Zierer.
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Fachkräftemangel
Stress-Situation für Eltern: Nach Kündigungen von Personal streicht eine Kita in Berlin Friedenau zum Jahresende 24 Krippenplätze, weil sie den vorgeschriebenen Betreuungsschlüssel nicht mehr einhalten kann. Die Personalsuche sei ergebnislos verlaufen. Nur drei der Betroffenen Kinder könnten woanders untergebracht werden.
tagesspiegel.de

Die Zahlen aus den Fachhochschulen über angehende Erzieher sind offenbar mit Vorsicht zu genießen. Viele Erzieherinnen und Erzieher wandern offenbar bereits während der Ausbildung aus dem Beruf ab – vor allem auf Sozialarbeiterschulen.
E&W Erziehung und Wissenschaft

Viele junge Fachkräfte kommen hochmotiviert und gut ausgebildet in die Kitas. Im Schnitt bleiben sie aber nur vier Jahre in einer Kita. Wegen anhaltenden Personalmangels psychisch und körperlich ausgebrannt verlieren Erzieherinnen und Erzieher die Freude an der Arbeit.
E&W Erziehung und Wissenschaft

Der Exodus aus den Kita-Jobs lässt sich nicht mit der Pandemie erklären. Doreen Siebernik, Leiterin Jugendhilfe und Sozialarbeit bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht die Hauptgründe bei den Arbeits- und Rahmenbedingungen. Um den Notstand abzumildern, fordert sie eine Fachkräfteoffensive, die ungelernten Beschäftigten eine Qualifizierung anbietet, die sie vom ersten Tag an bezahlt und durch qualifizierte Anleitung begleitet.
Frankfurter Rundschau

Zahl der Woche

5,4 Milliarden Euro
hat der Bund seit 2008 für den Ausbau der Kitaplätze ausgegeben

Kitaplatz-Notstand
Eine Familie setzt vor dem Verwaltungsgericht Potsdam ihren Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz durch. Doch der ist oft das Papier nicht wert, auf dem er steht: Das Urteil erging im Juli, einen Kitaplatz hat die Familie aus dem Berliner Umland noch immer nicht. Die Bundeselternvertretung der Kita-Kinder (BEVK) fordert, die Behörden sollten den Platz-Bedarf bei Eltern endlich systematisch erheben, um den tatsächlichen Bedarf regelmäßig und aktuell zu erfassen.
tagesspiegel.de (paid)

Zitat der Woche
„Die Kita ist für viele Kommunen leider noch eine reine Betreuungseinrichtung (…) Warum gehört die vorschulische Bildung nicht in die Zuständigkeit der Bildungsministerien? Über solche Strukturveränderungen könnten wir wirklich etwas bewegen“
(Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in Die Zeit)
Na, da hat Berlin mit der Senatsverwaltung Bildung, Jugend und Familie ja immerhin schon mal die richtigen Strukturen.

Und mit diesem Lesetipp verabschieden wir uns ins Wochenende
“Sehe ich so aus, als ob ich die Füße auf den Tisch legen will?”
(Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse im der taz-Interview)

Wahlkampf ist schön!