Kita-Stimme.berlin seit einem Jahr aktiv

Feierstimmung bei der Kita-Stimme.berlin: Das Trägerbündnis wird 6. Juni ein Jahr alt. Doch nicht der erste Geburtstag an sich ist ein Grund zum Feiern, sondern vielmehr das, was die überverbandliche Initiative in den vergangenen zwölf Monaten erreicht hat. Eine kleine Rückschau.

Mehr als 26.000 neue Kita-Plätze müssen laut dem Kita-Entwicklungsplan des Senats bis 2025 in Berlin entstehen. Gleichzeitig ist ein Großteil der Gebäude dringend sanierungsbedürftig und es fehlt an qualifiziertem Fachpersonal. Die Berliner Kita-Landschaft steht vor großen Herausforderungen, um geeignete Lösungen zu finden und die Qualität in der frühkindlichen Bildung sicherzustellen.

Vor diesem Hintergrund fanden zunächst zehn freie Träger zusammen und gründeten am 8. Juni 2021 mit weiteren Trägern sowie den fünf Berliner Eigenbetrieben das überverbandliche Bündnis Kita-Stimme.berlin. In einem gemeinsamen Positionspapier forderten sie den Senat zum schnellen Handeln auf. Wie dringend der Handlungsbedarf ist, hat die Pandemie schonungslos offenbart. Durch die extrem kurzfristige Information der Kitas und der Träger durch die Senatsverwaltung konnten die Einrichtungen weder Notbetrieb noch Öffnungsschritte gut vorbereiten. Hier ist eine Veränderung der Kommunikation und Beteiligung der Träger zwingend notwendig.

Dem gemeinsamen Positionspapier folgte – mitten im Bundestagswahlkampf 2021 – eine trägerübergreifende Postkartenaktion. Insgesamt 30.000 Aktionskarten wurden von Kita-Personal und Eltern unterschrieben und an die Senatsverwaltung gesendet, um den Forderungen des Bündnisses noch einmal Nachdruck zu verleihen:

• Ausbau von Kita-Plätzen wieder aufnehmen
• Einheitliche Finanzierung für alle Kitas – gleicher Lohn für gleiche Arbeit
• Digitalisierung beschleunigen
• Qualitätsentwicklung mitgestalten
• Auszubildende erst nach anderthalb Jahren in den Personalschlüssel einrechnen
• Sanierung von Kita-Objekten im Landeseigentum ermöglichen

Mittlerweile haben sich dem Bündnis insgesamt 31 freie Träger angeschlossen. Sie vertreten 374 Kitas in Berlin und bieten rund 36.650 Kita-Plätze an, was einem Viertel aller Plätze in Berlin entspricht. Die Eigenbetriebe sind seit November 2021 bedauerlicherweise nicht mehr dabei. „Unsere Stärke liegt darin, dass wir überverbandlich agieren und uns gemeinsam für Verbesserungen in der Kita-Landschaft einsetzen“, erklärt Hartmut Horst, Geschäftsführer der Hanna gGmbH und Mit-Initiator der Kita-Stimme.berlin.

So unterstützt die Kita-Stimme.berlin eine Klage gegen die Ungleichbehandlung bei der Hauptstadtzulage, die der Evangelische Kirchenkreisverband für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord am 28. März 2022 eingereicht hat. Während die Beschäftigten der landeseigenen Kitas seit anderthalb Jahren die Hauptstadtzulage in Höhe von 150 Euro pro Monat erhalten, gehen die Mitarbeitenden bei freien Kita-Trägern leer aus.

Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die Lage in den Kitas nochmals verschärft. 4.000 Kita-Plätze verspricht die Berliner Politik im Rahmen der Ukrainehilfe – doch die Plätze sind rar und das Personal knapp. 16 Träger aus dem Bündnis hatten sich Anfang März 2022 bereit erklärt, schnell und unkompliziert Kita-Plätze für ukrainische Familien bereitzustellen. Kinder kurzfristig aufzunehmen, ohne den langwierigen Genehmigungsprozess abzuwarten, war die Praxis in allen Kitas des Bündnisses. Schließlich ging es darum, schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten. Seitens der Senatsverwaltung sind hier jedoch auch Verbesserungen nötig, um die Kitas besser zu unterstützen und erforderliche Plätze schneller bereitzustellen.

Gleiches gilt generell auch für Familien mit Migrationsgeschichte. Denn trotz eines vergleichbaren Bedarfs erhalten Kinder mit Migrationshintergrund seltener einen Kita-Platz als Kinder aus Familien ohne Zuwanderungshistorie. Das ist ein Ergebnis der Studie, die FiBS-RILLL Research Institute on Lifelong Learning gGmbH in Kooperation mit dem Trägerbündnis Kita-Stimme.berlin zum Kita-Platzmangel in der Hauptstadt erstellt hat. Die Kita-Stimme.berlin fordert daher: Der Kita-Ausbau muss weiter vorangetrieben werden und für Familien ohne Betreuungsplatz braucht es eine Zwischenlösung.

Um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen, öffentliche Debatten anzustoßen und gemeinsam Lösungen zu finden, sucht die Kita-Stimme.berlin regelmäßig den fachpolitischen Austausch mit den Fraktionen. Seit letztem Sommer fanden bereits zahlreiche Gespräche mit Spitzen- und Fachpolitiker*innen des Berliner Abgeordnetenhauses statt.

Wir machen weiter

Nach einem Jahr intensiver Bündnisarbeit ist klar geworden, dass die Kita-Stimme.berlin in ihren Bemühungen nicht nachlassen darf und sich weiter öffentlich positionieren und einbringen muss. Schließlich geht es um nichts weniger als um unsere Kinder – deren frühe Bildung und Sprachförderung. Diese muss allen Berliner Kindern gleichermaßen zu Gute kommen, kein Kind darf zurückgelassen werden. Aber auch das Kita-Personal, das in den vergangenen Jahren immer wieder an seine Belastungsgrenzen gekommen ist, dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.

Deshalb macht die Kita-Stimme.berlin weiter: Zu tun gibt es genug und praktikable Lösungsansätze sind ebenfalls vorhanden. Nun gilt es alle beteiligten Akteure zu mobilisieren, an einen Tisch zu bringen und Lösungen gemeinsam und gleichberechtigt zu erarbeiten. Nur so können wir die Kindertagesbetreuung verbessern und die Zukunft der Berliner Bildungspolitik positiv mitgestalten.

Bündnismitglied werden

Die 31 Bündnismitglieder möchten weitere Kita-Träger motivieren, sich dem Trägerbündnis anzuschließen. „Nur gemeinsam können wir unsere Position stärken und langfristig etwas erreichen“, so Hartmut Horst.

Träger, die sich dem Bündnis anschließen wollen, wenden sich bitte an: redaktion@kita-stimme.berlin