Pressespiegel KW 15

Was den Medien diese Woche wichtig war

Ostern hat uns eine kurze Atempause beschert. Doch langsam wächst der Unmut über das Koalitionsgerangel rund um die Kindergrundsicherung. Über das Herumgeampele regt sich zum Beispiel die Caritas in NRW auf. Sprecher Frank Johannes Hensel kritisiert es als „völlig unpassend“, dass sich Parteien (damit meint Hensel vermutlich FDP-Finanzminister Christian Lindner) ausgerechnet beim Thema Kinderarmut mit Sparanstrengungen profilieren wollen. Er fordert eine „zügige Umsetzung der Kindergrundsicherung“.
domradio.de

Finanzminister Christian Lindner sitzt allerdings weiter auf den dafür benötigten 12 Milliarden Euro. Auch wenn das Wort Kindergrundsicherung „herzlich“ klinge seien die Milliarden Euro möglicherweise besser angelegt für gute Kitas und Schulen, Sprachförderung und Arbeitsmarktförderung der Eltern, sagt er der Mediengruppe Bayern.
news4teachers.de

Die Bundes-Grünen fordern deswegen beim Thema Kindergrundsicherung ein Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz. „Wir müssen unsere Kinder aus der Armut holen, das gibt es nicht zum Null-Tarif. Wer das suggeriert, meint es nicht ernst mit dem Kampf gegen Kinderarmut. Es muss Schluss sein mit den ganzen Nebelkerzen“, sagte der grüne Vize-Fraktionschef Andreas
Audretsch der „Mediengruppe Bayern“.
(Tagesspiegel)

Unsere Lider senken sich vor Ermüdung. Schauen wir doch einmal, welche Weckmittel es diese Woche gab.

NEWS NEWS NEWS

Der Neuköllner CDU-Politiker Falko Liecke wird Staatssekretär der künftigen Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch. Er war kürzlich mit der Idee aufgefallen, auf Spielplätzen, nahe Kitas und Schulen Sperrzonen für Obdachlose einzurichten.
(Bild Berlin-Brandenburg)

In Berlin sind wir gespannt, ob und wie Rot-Schwarz seine Bildungspläne aufs Gleis setzen wird und ob es für eine Verbesserung der Kita-Probleme führt. Inzwischen lenken wir den Blick
noch einmal auf die Kita-Krise im ganzen Land.

Betreuungs-Notstand
Die Süddeutsche beschreibt, was es für eine alleinerziehende Mutter bedeutet, wenn Kitas wegen Personalmangels auf Notbetreuung schalten müssen. Vielen Eltern geht die Kraft aus, doch dank Zuständigkeits-Pingpong zwischen Bund, Ländern und Kommunen in der Bildungspolitik ist eine Entlastung nicht in Sicht.
(Süddeutsche Zeitung)

Apell der Woche
Arbeitgeber, mischt euch ein! Angesichts des ungenügenden politischen Engagements sollten sich Arbeitgeber wieder stärker an dem Thema Kinderbetreuung beteiligen, schlägt deswegen SZ-Autorin Felicitas Wilke vor. Die Zeit, in der Unternehmen reihenweise Betriebskindergärten gründeten, sei zehn, fünfzehn Jahre her. Fachpersonal könnten die Unternehmen zwar auch nicht herzaubern. Anders als die Kommunen hätten sie aber mehr Erfahrung im Personalmarketing und könnten bessere Anreize für pädagogische Fachkräfte setzen.
(Süddeutsche Zeitung)

Bayern hat im Dezember 36 Kurse für Quereinsteigerinnen gestartet, um der dramatischen Personallücke etwas entgegenzusetzen. Wie die berufsbegleitende Ausbildung in der Praxis umgesetzt wird und was die Frischlinge unter den Betreuern dabei erwartetet, hat der Bayerische Rundfunk untersucht.
br.de

Die schwarz-grüne Regierung in Hessen hat sich entschlossen, die Einstiegshürden für Betreuerinnen und Quereinsteiger zu senken. Der Gesetzesentwurf definiert neu, wer als Fachkraft gilt. So sollen beispielsweise auch Studienabbrecher als Kita-Fachkraft mitarbeiten dürfen, sofern sie über ein „pädagogisches Kompetenzprofil“ verfügen. Bis 1. August will Hessen das Gesetz unter Dach und Fach haben. Weitere Details können Sie nachlesen auf
hessenschau.de

Der Stern hat untersucht, warum so wenige junge Männer Erzieher sind (acht Prozent), obwohl sich laut einer Kurzumfrage der Internationalen Hochschule in Erfurt 65 Prozent der befragten jungen Männer grundsätzlich für soziale und pädagogische Berufe interessieren, und 26 Prozent sogar am liebsten Erzieher werden würden. Als Gründe werden genannt: zu viel Arbeit für zu wenig finanzielle Anerkennung, fehlende Vorbilder sowie Vorbehalte von Eltern gegenüber männlichem Kita-Personal.
stern.de (paid)

Bildungsdebatte
Berliner Bildungs-Professoren stellen sich angesichts vernehmbarer Kita-Verschulungs- und -Standardisierungsempfehlungen der SWK die Nackenhaare auf. Mit einem offenen Brief wenden sie sich gegen eine Verengung der Bildungsdebatte. Daraus entnehmen wir das

Zitat der Woche

„Das Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) vom Dezember (…) ist ein konservativer Aufguss der alten Pauk-Schule, der wenig ermutigend ist (…) mit dem Ziel, Kinder schon ab dem Kita-Alte zu diagnostizieren und mit standardisierten Methoden zu beschulen“
(Petra Anders, Deutschunterricht und seine Didaktik in der Primarstufe, Malte Brinkmann, Allgemeine Erziehungswissenschaft, Cornelie Dietrich, Allgemeine Grundschulpädagogik, Stephan Breidbach, Fachdidaktik Englisch – alle Profs der HU Berlin – in der FAZ)

Und hier geht es zur vollständigen Erklärung der HU-Wissenschaftler zum jüngsten SWK-Gutachten >>>> zentrum-bildungsforschung.hu-berlin.de

Lese-Tipp
Der satirische Beitrag zum Wochenende kommt diesmal von der Wahrheits-Seite der taz:
„Kinder an den Markt“
taz.de

Schönes Wochenende!

Ihre Kita-Stimme.berlin