Presserückblick KW 9

Was den Medien diese Woche wichtig war

Nun ist es raus – die noch Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und ihre Partei wollen tatsächlich Koalitionsgespräche mit der CDU führen. Berlin ist doch immer für Überraschungen gut.

Was das für die Bildungspolitik der Hauptstadt bedeutet, wissen wir noch nicht. Zum Auftakt der Woche gibt es erst einmal wärmende Phrasen: „Das Hauptthema ist die funktionierende Stadt mit Wohnungsbau, guter Bildungspolitik, dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, einer Initiative für mehr Sauberkeit und Sicherheit“, sagt Giffey im Interview mit _Zeit_-Redakteurin Jana Hensel.
www.zeit.de

Ja, ja, da nicken wir doch zustimmend. Und machen gleich mal den Realitätscheck.

Bei der Bildungspolitik könnte es im möglichen großkoalitionären Leben nämlich spannend werden.
Wird die Kita kostenlos bleiben wie die SPD es will? CDU-Bildungspolitikerin Katharina Günther-Wünsch hatte in der Wahlkampfphase laut darüber nachgedacht, wie sich dies ändern ließe. Die Debattenfreude der möglichen Bildungssenatorin einer CDU-geführten Regierung war von CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner im Wahlkampf allerdings gedeckelt worden.
(Tagesspiegel)

Wir werden sehen. Was bleibt ist das Thema pädagogische Fachkräfte, beziehungsweise der Mangel an denselben und wie er sich beheben ließe.

Fachkräftemangel
Katharina Bock-Famulla, Bildungsexpertin der Bertelsmann-Stiftung, wirft den Landesregierungen politisches Versagen in Bezug auf Kindergärten vor. Bundesweit 383 600 Kitaplätze fehlen bekanntermaßen laut ihrer Studie im nächsten Jahr, in Berlin sind es 17 000. Hauptproblem sei der Personalmangel der Einrichtungen. Der müsse angegangen werden. Das gehe nur, wenn der Beruf insgesamt attraktiver gemacht werde, sagt sie dem Focus, es reiche nicht, alleine die Ausbildungskapazitäten zu vergrößern.
(Focus)
Ob und wie das Fachkräfte-Problem angegangen wird, dazu hätten wir einen Lese-Tipp:
Zur Fachkräfte-Frage (und zum Thema Grundsicherung) wird Bundesfamilienministerin Lisa Paus im Interview mit dem Spiegel gelöchert. Sie ist offenbar so zufrieden, dass sie das Interview auf der Webseite ihres Ministeriums veröffentlicht: Hier entlang.

Nicole Elshoff, Leiterin des Düsseldorfer Kinder- und Jugendtischs „Immersatt“ glaubt dagegen, das Regierungs- Projekt Kindergrundsicherung stopfe nur kurzfristig Löcher und helfe Eltern nur vorübergehend. Wichtiger sei, Eltern langfristig zu entlasten und die Ganztagsbetreuung so auszubauen, dass Eltern sicher arbeiten gehen könnten und wüssten, ihre Kinder sind versorgt.
ardmediathek.de

Das deckt sich in Teilen auch mit Forderungen des Arbeitgeberpräsidenten Rainer Dulger. Dulger will mehr Eltern (sprich:Mütter) in Vollzeit auf Arbeitsmarkt sehen und fordert, eine „flächendeckende und hochwertige Ganztagsbetreuung in Kitas und Schulen müsse Priorität für die Politik“ werden.
arbeitgeber.de

Das kostet ein bisschen was, und da kommen die Linken ins Spiel. Die Linksfraktion fordert vom Bund ein 100-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm für Bildung und liefert damit auch das

Zitat der Woche
„Wer 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr aufgelegt hat, muss sich angesichts des Zustandes des Bildungssystems fragen lassen, warum nicht gleichermaßen 100 Milliarden Euro Sondervermögen für Bildung bereitgestellt werden“
(aus einem Antrag der Linken im Bundestag, news4teachers.de)

Vorschlag der Woche
Damit das auch klappt mit den Bildungsausgaben fordert die Ökonomin Uta Meier-Gräwe, den Wert von Pflege- und Erziehungsarbeit in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung miteinzubeziehen. Ein Grundproblem sei, das Kosten für Kitas und Schulen nicht als Investitionen verbucht würden, wie zum Beispiel Rüstung, sondern als Konsumausgaben, die unter Finanzierungsvorbehalt stehen. Muss in Kommunen gekürzt werden, hätten sie gar keine andere Wahl als den Rotstift dort anzusetzen.
(Stuttgarter Nachrichten)

Zahl der Woche
Um 35 Prozent steigt bei guter Kinderbetreuung die Wahrscheinlichkeit von Frauen, erwerbstätig zu sein (Studie des Münchner Ifo-Instituts via Die Zeit)

Erschöpft von Forderungen und Debatten salben wir unsere aufgerauten Stellen doch mit ein bisschen erholsamem, Freude spendenden Pragmatismus. So haben die Stadt Langen und der Kreisverband Offenbach inzwischen sieben junge spanische Erzieherinnen in Kitas angestellt – die Anerkennung als Fachkräfte läuft. Die sprachlichen Defizite waren schnell überwunden und die Erzieherinnen kommen auch bei den Familien gut an.
(Frankfurter Rundschau)

—- NEWS —- aus Berlin

Die Kita-Sozialarbeit in Berlin – 2016 als kleines Pilotprojekt im Kita-Problem-Bezirk Spandau gestartet – wird inzwischen bei 104 Berliner Kitas praktiziert und soll standardisiert werden. Die Sozialarbeiter seien entlastende Ansprechpartner bei Problemen aller Art. Präventive Angebote dieser Art sorgen für mehr Chancengerechtigkeit dafür, dass Kinder chancengerecht aufwachsen können. Der Wunsch an die Landespolitik: Für eine verlässliche Finanzierung des nützlichen Graswurzelprojekts zu sorgen.
www.morgenpost.de

Das Sprachlerntagebuch wird nach 20 Jahren im Einsatz von dem neuen Kinder-Kompetenzbeurteilungswerkzeug Beokiz abgelöst und zunächst in 50 Kitas getestet. 2024/25 soll es in allen Berliner Kitas eingeführt werden. Rund 30 000 Erziehrinnen sollen mit Beokiz geschult werden. Das Ziel: mehr Qualität in die frühkindliche Bildung zu bringen und Förderbedarf, etwa bei der Sprache, früher zu erkennen (Tagesspiegel).

Wir freuen uns über jeden kleinen Schritt, besonders wenn wir vorab beteiligt werden (was hier leider nicht passiert ist…). Trotzdem schauen wir heiter nach vorn und verabschieden uns ins Wochenende!

Ihre Kita-Stimme.berlin