Presserückblick KW 8

Was den Medien diese Woche wichtig war

In den vergangenen Tagen gibt es Nachbeben zu beobachten. Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hatte das Beben ausgelöst – mit seinem Vorschlag, den Fachkräftemangel in Kitas mithilfe ukrainischer Frauen und Rentnerinnen zu beheben. Damit, so stellt sich Adrian via Bild-Zeitung vor, soll eine werktägliche Kita-Betreuung zwischen 6 Uhr 30 und 21 Uhr sichergestellt werden.

Aufschrei der Kita-Fachkräfte

In einem offenen Brief an Immobilienunternehmer Adrian wehren sich die Kita-Fachkräfteverbände gegen diese Ideen. Kitas seien „keine Aufbewahrungsanstalten, wo Kinder geparkt werden könnten, damit Eltern dem Arbeitsmarkt ein paar Stunden länger zur Verfügung stehen können“. Es brauche eine kindgerechte Kita-Qualität auf Basis pädagogischer und entwicklungspsychologischer Grundlagen. Die Fachkräfte-Verbände fordern angesichts der Personalnot in Kitas einen Kita-Gipfel auf Bundesebene. Und sie liefern das tierisch schöne Zitat der Woche: „Junge Kinder sind keine Meerschweinchen, die man herumreichen kann, solange sichergestellt ist, dass sie gefüttert oder gemistet werden“.
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Provokation der Woche

Boris Palmer palmert wieder: Angesichts des Fachkräfte-Notstands in Kitas und drohender verkürzter Kita-Öffnungszeiten schlägt der Tübinger Oberbürgermeister vor, Flüchtlingskinder nicht mehr in Kitas unterzubringen, sondern nur in Spielgruppen. Wer „neu in Tübingen ankomme benötige nicht dasselbe Betreuungsangebot wie beispielsweise eine alleinerziehende Mutter“, sagt der polarisierungsfreudige Grüne, der angesichts seines Vorschlags damit rechnet, sich den Vorwurf der Diskriminierung einzuhandeln. Palmers Parteimitgliedschaft ruht wegen eines Streits um Rassismusvorwürfe bis Ende 2023.
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Brandenburg will neue Wege in der Kinder-Tagespflege gehen und sorgt mit der Idee von Mini-Kitas in Privatwohnungen für Diskussionen:

Vorschlag der Woche I

In Brandenburg soll sich zukünftig bis zu drei Tagesmütter oder -väter zusammenschließen dürfen, um in Privatwohnungen bis zu 15 Kinder zu betreuen. Bislang galt: Eine Tagesmutter und fünf Kinder pro Wohnung.

Vorschlag der Woche II

Tagesmütter sollen künftig auch in Kitas arbeiten können, um die Kitas in Tagesrandzeiten, etwa nach 18 Uhr, zu entlasten.
(Märkische Allgemeine)

Können Tageseltern tatsächlich eine gleichwertige Alternative zu Kita-Fachkräften sein, wie es die Neuregelung des Achten Sozialgesetzbuches 2005 vorsieht? Laut Kinder- und Jugendhilfestatistik 2022 haben 60 Prozent der Tageseltern keine fachpädagogische Ausbildung, und knapp neun Prozent überhaupt keine abgeschlossene Ausbildung. Reichen die derzeitig nötigen, aber unterschiedlich praktizierten Crashkurse für Tageseltern? Oder sollte die Kindertagespflege ein eigenständiger Ausbildungsberuf werden? Zur ausführlichen Debatte in Zeit Online geht es hier entlang.

Diese Woche hat und also eine gute Dosis Diskussionsstoff verpasst. Und weil es so schön ist, haben wir hier noch eine Geschichte aus Berlin:

Heikle Kita-Finanzierung

Im Graubereich der Kita-Finanzierung lässt sich eine neue Spielart beobachten, berichtet Bildungs-Redakteurin Susanne Vieth-Entus im Tagesspiegel. Eine Zehlendorfer Kita habe nach Aussage von Eltern eine Platzvergabe indirekt von Zuzahlungen des Arbeitgebers abhängig gemacht. Da der Arbeitgeber abgelehnt hat, sei eine Platzzusage ausgeblieben. Die Kita bestreitet, der Arbeitgeber-Zuschuss habe eine Rolle gespielt. Die Kita-Aufsicht ist alarmiert. Die grundsätzlich kostenfreien Kitas in Berlin dürfen zwar für Extra-Angebote bei Eltern freiwillige Spenden einwerben. Eine Platzzusage dürfen sie von solchen Geldflüssen aber nicht abhängig machen.
(Tagespiegel)

Schönes Wochenende!

Ihre Kita-Stimme.berlin