Presserückblick KW 6

Was den Medien diese Woche wichtig war

Am Sonntag wiederholt Berlin seine verpatzte Wahl. Bis dahin genießen wir noch das Berliner Wahlkampf-Geplänkel. Aktuell dient das Thema kostenfreie Kitas als Stoff für die parteipolitische Profilierung.

Kita-Gebühren I
Der Berliner SPD-Chef Raed Saleh wirft der CDU und ihrer Bildungspolitikerin Katharina Günther Wünsch vor, das Konzept der kostenfreien Bildung in der Hauptstadt abschaffen zu wollen und eine veraltete Politik der sozialen Kälte zu betreiben. Günther-Wünsch – die von ihrer Partei als Bildungssenatorin im Schattenkabinett ins Spiel gebracht wird – hatte zuvor die flächendeckende Befreiung von Kitagebühren für alle Eltern infrage gestellt und von einer „sozial fairen und gerechten Verteilung des finanziellen Beitrags“ für Kitas gesprochen. Die CDU bezeichnet die SPD-Attacke als Panik-Reaktion auf die schlechten Umfragewerte.
(Berliner Morgenpost)

Kita-Gebühren II
Jetzt spricht der Chef. CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner sieht sich beim Thema Kita-Gebühren zu einer Klarstellung genötigt. „Es wird mit der CDU keine Kita-Gebühren geben“, twitterte Wegner, um den Kitagebühren-Vorstoß seiner Parteikollegin Günther-Wünsch wahlkampfkompatibel einzuhegen. Die kratzte in einem Podcast-Interview mit dem Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger (VKMK) an der geltenden Gebührenfreiheit für alle. Günther-Wünsch wird von Wegner-Vize Manja Schreiber sekundiert, die twitterte: „Gleichmacherei bei den Kitagebühren sei noch lange keine Gerechtigkeit“.
(Tagesspiegel-Checkpoint)

Kitagebühren III
Über den Gebühren-Zank freut sich jetzt die FDP und ihr Spitzenkandidat Mario Czaja und behauptet, nur die FDP könne durch eine kluge Ausgabenpolitik für künftige Generationen sorgen. Die Partei hatte die Gebührenfreiheit allerdings immer als „Gießkannenpolitik“ kritisiert. Die kostenlosen Kitas zögen Geld aus der Bildung. Das Geld fehle bei der Schaffung neuer Kitaplätze. Die AfD tritt offen dafür ein, gutverdienende Eltern für die Kita bezahlen zu lassen.
(Tagesspiegel)

Fest steht jedenfalls, dass mehr Geld ins frühkindliche Bildungssystem fließen muss, beispielsweise um zu verhindern, dass Kitas wegen Personalmangel die Betreuungszeiten verkürzen, was weitere Fachkräfte – meist Mütter – dem Arbeitsmarkt entzieht, um sich der Arbeit am Kind zu widmen. Dauerthema bleibt jedenfalls der

Fachkräftemangel
Es mehren sich bundesweit Meldungen, dass Kitas wegen Personalmangels beispielsweise am Nachmittag schließen wollen. In Tübingen beispielsweise sollen laut BamS von 43 Kitas nur noch 9 Kitas bis 16 Uhr 30 geöffnet haben.
(Bild am Sonntag)

Die Süddeutsche schlägt deswegen vor, die Kinderbetreuungs-Milliarden des Bundes sollten vor allem in die Stellenpläne der Kitas fließen. Die Länder, die das Geld verteilen, sollten garantieren, damit vorrangig mehr Stellen in Kitas zu schaffen. Und sie plädiert für eine bessere Bezahlung. „Erst wenn Erzieherinnen und Erzieher mit besseren Arbeitsbedingungen rechnen dürfen, werden auch diejenigen zurückkehren, die sich in einen anderen Job oder in die Teilzeit geflüchtet
_haben. Und erst dann werden genügend junge Menschen eine pädagogische Ausbildung beginnen“.
(Süddeutsche Zeitung)_

Meinung der Woche
Den Fachkräftemangel gäbe es womöglich gar nicht, es sei alles eine Frage der Ressourcenverteilung, findet Tagesspiegel-Autorin Miriam Schröder mit Verweis auf den Arbeitsmarktökonomen Simon Jäger. Statt wie die KfW darüber nachzudenken, die Wochenarbeitszeit beispielsweise von Frauen zu erhöhen, sollte man zuerst darüber nachdenken, wo Arbeit den größten Wert schafft – Altenpflege? Investmentbanking? Eltern, auch Mütter, wollten nicht noch mehr arbeiten. Sie wünschen sich eher eine Vier-Tage-Woche und Vollzeitjobs, die sie tatsächlich während der normalen Kita-Öffnungszeiten erledigen können. (Miriam Schröder, Mitglied der erweiterten Chefredaktion des Tagesspiegel)

Trotz aller Probleme – Berlin als Stadt bleibt ein Magnet. An der Politik liegt das vermutlich nicht, aber sie kann sich ja mal damit in Verbindung bringen:

Zitat der Woche
„Alle lästern über die Stadt. Aber alle wollen hierher“.
(Franziska Giffey, noch Regierende Bürgermeisterin von Berlin, in Die Zeit)

Freuen wir uns auf den Wahlsonntag und hoffen, dass Berlin doch nicht so unregierbar ist wie alle immer behaupten.

Schönes Wochenende wünscht

Ihre Kita-Stimme.berlin