Presserückblick KW 50

Was den Medien diese Woche wichtig war.

Bildungsdebatte
Und es hat Wumms gemacht: Experten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), die im Auftrag der Kultusministerkonferenz arbeitet, fordern in ihrer jüngsten Veröffentlichung einen bundesweiten Sprachtest für alle Kinder im Alter von drei bis vier Jahren. Hat ein Kind hier Förderbedarf, muss es im Jahr vor der Einschulung verbindlich gefördert werden, sagen die Wissenschaftler.
spiegel.de (paid)

Aminata Touré, Familienministerin in Schleswig-Holstein, hält nichts von dem Ruf nach einer Kitaplicht. Es sei eine Scheindebatte, solange die Voraussetzungen dafür nicht gegeben seien, sagt sie im Interview mit der FR. Die größte Herausforderung sei, die Qualität in Einrichtungen weiter zu erhöhen und ausreichend Erzieherinnen und Erzieher zu finden.
(Frankfurter Rundschau)

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) bewegt sich ein bisschen in Richtung SWK. Nach dem Schock des aktuellen IQB-Bildungsmonitors (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen) will sie in Kitas einen Sprachtest einführen mit dem Ziel, die Kinder sprachlich fit zu machen, bevor sie in die Grundschule kommen.
news4teachers.de

Bildungsstand Berlin
Hilferuf aus der Berliner Wirtschaft: 90 Prozent der Berliner Unternehmen bewerten die Bildung in der Stadt als mangelhaft. Die Versäumnisse fangen schon bei den ganz Kleinen an. 3000 Kinder besuchen in Berlin keine Kita und erhalten keine Sprachförderung. Das sind acht Prozent aller Kinder in Berlin und mehr als jemals zuvor.
(Fröbel-Geschäftsführer und IHK-Vizepräses Stefan Spieker in der Berliner Wirtschaft)

Zahl der Woche
Insgesamt 46 Kitagruppen oder sogar ganze Kitas waren Ende vergangener Woche geschlossen. Das bedeutet, dass geschätzt 1.500 Elternteile und 600 Berliner Kinder betroffen waren.
(Tagesspiegel)

Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz
Starten wir ins Thema mit Nina Stahr, der bildungspolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion: „Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hat seit jeher einen Geburtsfehler. Die damalige Familienministerin Kristina Schröder hat ihn eingeführt, ohne sicherstellen zu können, dass er vor Ort überhaupt umsetzbar ist“
Tagesspiegel

Geburtsfehler hin oder her: Völlig wirkungslos war die Einführung des Rechtsanspruches auch wieder nicht. Bundesweit wachsen die Beschäftigtenzahlen in der frühkindlichen Bildung jährlich um drei Prozent. Im Frühjahr 2022 arbeiteten 840 000 Fachkräfte in den Kitas – eine Verdoppelung in den vergangenen Jahren. Kein Grund, sich zurückzulehnen. Nach wie vor fehlt es an Kitaplätzen und Qualitätsentwicklung. Die aktuelle Krankheitswelle offenbart ein geschwächtes System: „Die Bedingungen sind kaum noch zu verantworten. Zu oft geht es nur noch um Verwahrung“.
(Doreen Siebernik, Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in der Welt am Sonntag)

Vorgaben zu Gruppengrößen werden aufgeweicht, bis die Fachkräfte zusammenbrechen. Kürzlich entschied der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim: „Fehlende Kita-Kapazitäten infolge Personalmangels sind kein Grund, Eltern einen Kitaplatz zu verweigern“. Die Überbelegung von Kita-Gruppen sei die billigste Art mit dem Problem umzugehen, findet Spiegel-Kommentatorin Silke Fokken. Sie fragt: „Warum haben die Richter nicht den Staat verdonnert, den Eltern ihren Verdienstausfall der eine private Kinderbetreuung zu bezahlen?“ spiegel.de (paid)

Zitat der Woche
„(…) in diesem Land reicht es aus, ein paar Fantasiesummen aus dem Ärmel zu schütteln und in einem begleitenden Ständchen vor der Presse den Stellenwert kindlicher Bildung als unverhandelbar zu besingen. In der täglichen Wirklichkeit verhält es sich so, dass Eltern untereinander per Doodle aushandeln müssen, welche Kinder an welchem Tag in die Kita dürfen, damit die gesetzlich geregelte Betreuungsobergrenze nicht überschritten wird“.
(Hilmar Klute, Süddeutsche Zeitung)

Hilferuf
In einer aktuellen Kita-Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands sagen 60 Prozent der 1100 befragten Erzieherinnen und Erzieher, sie könnten wegen Überlastung nicht immer angemessen auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen.
Baby &Familie

Warum Personalmangel ein Risikofaktor für Fehlverhalten der überforderten Fachkräfte sein kann, beschreibt der Spiegel.

Hörtipp
Wie die Berliner Kita Uhlandzwerge den Personalmangel mit Quereinsteiger:innen lindert

Only good news is good news
Und diesmal verabschieden wir uns mit einer guten Nachricht ins Wochenende. Das Berliner Kitanetzwerk Kiezanker 36 aus Kreuzberg hat es in der Kategorie „Lokales Bündnis für Frühe Bildung des Jahres“ auf die Shortlist des Deutschen Kitapreises 2023 gebracht. Der Preis wird vom Bundesfamilienministerium und weiteren Partnern jährlich verliehen.
Wir drücken die Daumen!
Hier geht es zum Überblick über alle Nominierten.