Presserückblick KW 40

Die Kita ist dicht, beim Kinderarzt muss man ewig warten und in den Apotheken gibt es keinen Fiebersaft mehr – und am Ende müssen es die Eltern halt wuppen – irgendwie. Das klingt nach einer schlecht gelaufenen Woche, ist aber repräsentativ.

Den normalen alltäglichen Wahnsinn von berufstätigen Eltern am Rande des Nervenzusammenbruchs beschreibt Autorin Nicole M.Paulsen in der Elternkolumne des Tagesspiegels. Gerade hat sie es am Montag noch geschafft ihre Tochter in der Kita abzuliefern, da trudelt die Nachricht in der Whatsapp-Gruppe ein: Die Kindergruppe muss wegen Personalmangels schließen bis Mitte der Woche. Und ab dann verging kaum eine Woche ohne eine eindringliche Bitte per Mail: Bitte früher abholen, bitte zuhause lassen, falls irgend möglich, bitte, bitte. Am Ende müssen es die Eltern halt irgendwie wuppen. Die Kita ist dicht, beim Kinderarzt muss man ewig warten und in den Apotheken gibt es keinen Fiebersaft mehr – und am Ende müssen es die Eltern halt wuppen – irgendwie. Das klingt nach einer schlecht gelaufenen Woche, ist aber repräsentativ.
(Tagesspiegel)

Zitat der Woche
„Die ständige öffentliche Mangelwirtschaft bei allem rund ums Kind kostet uns so unendlich viel Zeit und Nerven, die wir nicht haben“.
(Nicole M.Paulsen/_Tagesspiegel_)

Die Krise ist eine mit Ansage. Und sie fängt schon bei der Mangelwirtschaft in den Kitas an. Kein Wunder also, dass die Deutschen inzwischen nicht mehr viel von ihrem Bildungssystem halten. Das deutsche Bildungssystem wird lediglich von 23 Prozent der Bundesbürger als gut bewertet, 44 Prozent empfinden es als schlecht. In Großbritannien ist das Verhältnis umgekehrt (47 Prozent positiv, 24 Prozent negativ) Das ist eines der Ergebnisse einer internationalen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos. 52 Prozent der Deutschen sind zudem nicht der Meinung, dass das Bildungswesen zur sozialen Gerechtigkeit im Land beiträgt.
kinderzeit.de

Um den horrenden Mangel an pädagogischem Personal abzumildern versucht der Potsdamer Jugendhilfe-Träger FidL (Frauen in der Lebensmitte) entsprechend ausgebildete Ukrainerinnen als Fachkräfte für seine Kindergärten zu gewinnen. Doch einfach ist das nicht. Sprachliche Hindernisse, aber auch Schwierigkeiten, etwa bei der Wohnungssuche, behindern die reibungslose Integration. Vor allem die Anerkennung beruflicher Abschlüsse stellt ein noch viel zu schwer zu überwindende bürokratische Hürde dar. Mit viel Engagement kann es trotzdem gelingen.
(Märkische Allgemeine)

In Brandenburg soll ein Schnellverfahren von Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) dafür sorgen, den Fachkräftemangel in Kitas auch mit dem Einsatz ungelernter Kräfte zu beheben. Elternvertreter fürchten, dass nicht pädagogisch ausgebildetes Personal zur Dauereinrichtung wird und den Fachkräften weitere Verantwortung aufbürde. Das Modell verhindere, dass insgesamt bessere Ausbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte geschaffen würden. Es sei deswegen keine Lösung, sondern schaffe neue Probleme.
(Lausitzer Rundschau)

Das Neue Deutschland hat sich zum Jahrestag der deutschen Einheit angeschaut, wie es um die Gleichstellung in Ost und West steht. Der Osten liegt ganz klar bei der Kinderbetreuung vorn. Was auch dazu führt, dass Frauen und Männer in Ostdeutschland beruflich nahezu gleichgestellt sind – allerdings auf niedrigem Lohnniveau. In Ostdeutschland beziehen Männer auch etwas häufiger Elterngeld als im Westen.
(Neues Deutschland)

Wer von der Stadt einen Kitaplatz bekommt, muss unter Umständen auch „zumutbare“ Wege in Kauf nehmen. Was das bedeutet zeigt ein Blick nach Münster.

Legal Affairs
Das Verwaltungsgericht Münster hat entschieden: Mit einem Kitaplatz für einen Zweijährigen, der 4,3 Kilometer per Auto entfernt liegt, hat die Stadt Münster den Betreuungsanspruch erfüllt. Damit wurde die Klage der Eltern auf eine deutlich näher gelegene Wunsch-Kita per Eilbeschluss zurückgewiesen. Die Anfahrt mit dem Auto sei zumutbar – trotz der Schreianfälle des Kinds, das sich nicht anschnallen lassen will. Es entspreche der Lebenswahrscheinlichkeit, dass das Kind bei Gewöhnung seinen Widerwillen ablegen werde.
welt.de

Zum Thema rechtliche Fragen rund um den Kitaplatz hat Kita-Stimme.berlin im vergangenen Dezember ein Interview mit Rechtsanwältin Nele Trenner geführt . Es hat nichts an Aktualität eingebüßt.

Armut als eine der Ursachen für ungleiche Bildungschancen von Kindern bleibt weiter eines der brennenden Themen – vor allem in Berlin, wo etwa jedes vierte Kind von Armut bedroht ist. Auch Lisa Paus‘ Grundsicherung werde daran nichts ändern, glaubt Wolfgang Büscher, Sprecher des Berliner Kinder- und Jugendhilfswerks Arche. Zwar sei es gut, dass die Leistungen gebündelt werden sollen, die Höhe der Grundsicherung sei jedoch lächerlich. Was es vor allem brauche, sei mehr Geld für Bildungseinrichtungen. Büscher: „Ohne starke Ausbildung werden wir einen Großteil der Kinder verlieren“.
taz.de

In Berlin knüpft Bildungsministerin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nun an das Modellprojekt Familienzentren an Kitas an, das Angebote der Familienbildung bei den Bildungseinrichtungen integriert. In sozialen Brennpunkten soll es zukünftige solche Familienzentren auch bei Grundschulen geben, das erste von insgesamt 16 Zentren wurde jetzt eröffnet. Es sollen dort beispielsweise konkrete Elternfragen beim Übergang von der Kita zur Grundschule beantworten helfen.
berlin.de

Wir finden, das ist der richtige Weg, aber nur ein kleiner Baustein von vielen.

Wir bleiben dran und wünschen Ihnen ein schönes Wochenende!

Ihre Kita-Stimme.berlin