Die Woche stand im Zeichen des bundesweiten Bildungsprotesttages der Initiative Bildungswende JETZT! 25 000 Menschen, darunter viele Kita-Fachkräfte gingen am Samstag auf die Straße. Allein in Berlin waren es 7000 Akteure, darunter viele aus unserem Aktionsbündnis Kita-Stimme.berlin.
Ist das ein Erfolg? Eine Enttäuschung? fragt der Spiegel. Es ist nicht so wahnsinnig viel, allerdings haben weitere 100 000 Unterstützer eine Online-Petition unterschrieben. Es gibt also weitere Reformpower.
(Spiegel)
Was für die Bundeswehr gilt, muss auch in der Bildungspolitik möglich sein: Die Bildungs-Aktivisten fordern ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die notwendigen Investitionen in Kitas und Schulen, eine Anhebung der Bildungsausgaben auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sowie einen echten Bildungsgipfel mit Praktikern und Kanzler Olaf Scholz.
taz.de
Vor allem im Westen der Republik fehlen Kitaplätze. Doch Kitaplätze allein tun es nicht. Es fehlt bekanntlich an Fachpersonal, auch um auf dem Papier bereits vorhandene Kitaplätze endlich aktivieren zu können. Man kann den Befund der Bertelsmann-Stiftung also gar nicht oft genug betonen:
Zahl der Woche
Um den Bedarf zu decken müssten bundesweit schätzungsweise 98 500 Fachkräfte zusätzlich zum vorhandenen Personal eingestellt werden.
zdf.de
Ausländische Fachkräfte könnten dabei helfen, den Mangel zu lindern. Doch oftmals sind die bürokratischen Hürden zu hoch. Das ZDF hat in einem Video-Beitrag beleuchtet, wie es funktionieren könnte und warum es bei der Bearbeitung der Anträge zu extremen Verzögerungen kommt.
zdf.de (Video 1:41 Minuten).
Dass es auch anders geht, zeigt ein Blick nach Nordrhein-Westfalen:
Idee der Woche
Um bürokratische Verfahren abzukürzen hat NRW ein vereinfachtes Prüfverfahren für pädagogische Fachkräfte mit einem ausländischen Studienabschluss aufs Gleis gesetzt. Die langwierige und kostspielige Prüfung der individuellen Zeugnisse durch die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen wird abgelöst. Künftig reicht bereits ein positives Ergebnis bei einer entsprechenden Datenbank der Kultusministerkonferenz (KMK).
(Kölner Stadtanzeiger)
Das Rätsel um die sogenannte „Anabin“-Datenbank der KMK lüftet das Portal ruhr24.de
Sie liefert Infos und Bewertungen über die Bildungssysteme von etwa 180 Staaten. Über diese Datenbank können Träger von Kitas erkennen, ob ein Abschluss taugt – oder nicht.
ruhr24.de
Zurück nach Berlin. In Berlin und Brandenburg ist die Zahl genehmigter Kitaplätze leicht angestiegen. Wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilte, gab es am 1. März 2023 über 417 000 genehmigte Plätze für die Kinderbetreuung. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Plätze demnach in Berlin um 2,5 Prozent (ohne Hortplätze) und in Brandenburg um 3,6 Prozent (inklusive Hortplätze).
tagesspiegel.de
In eigener Sache
Die Zahl der Genehmigungen sagt allerdings noch nichts darüber aus, ob die Träger diese Plätze tatsächlich aktivieren können. Welche Ursachen (beispielsweise fehlendes Personal, Krankenstände, Ausfälle wegen Elternzeit oder Schwangerschaft) es dafür gibt, das wollen wir durch eine detaillierte Onlineerhebung unter Trägern herausarbeiten und mit belastbaren Daten belegen. Die Umfrage läuft noch zum 6. Oktober. Zu weiteren Infos und Teilnahme hier entlang >>>
Am Ende geht alles um die große Frage, welche Maßnahmen und Mittel es braucht, um Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in Deutschland zu verbessern und vor allem Bildungs- Benachteiligung von Kindern aus ärmeren Familien gegenzusteuern.
Nach monatelanger Debatte hat die Bundesregierung endlich die Kindergrundsicherung beschlossen. Mit dem Projekt sollen mehrere staatliche Leistungen vom Kindergeld über das Bürgergeld bis hin zum Kinderzuschlag für einkommensschwache Familien gebündelt und zum Teil ausgeweitet werden. Die Bundestagsdebatte lässt aufgrund einer formal-juristischen Prüfung noch auf sich warten und könnte den Zeitplan für die Einführung 2025 verzögern.
tagesschau.de
Anne-Cathrin Neuhaus, Kuratoriums-Vorsitzende der Bildungsstiftung Carina, kritisiert in der Welt, die Kindergrundsicherung suggeriere, wenn der Bund oben mehr Geld einfülle komme automatisch mehr Bildungserfolg heraus. Neuhaus sieht den Schlüssel zu mehr Bildungserfolg für Kinder vor allem in gezielter Förderung in den ersten sechs Lebensjahren: durch frühen Kitabesuch, mehr Diagnostik, verbindliche und qualitativ hochwertige Angebote für alltagsintegriertes, spielerisches Lernen in der Kita, qualitätsgesicherte Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher sowie mehr Zusammenarbeit zwischen Kitas, Eltern und Grundschulen.
(Welt)
Zitat der Woche
„Der Staat sollte gezielter und sehr viel früher in bessere Bildungschancen von Kindern investieren, anstatt Transferleistungsbezüge pauschal und bedingungslos zu erhöhen“.
(Anne-Cathrin Neuhaus, Kuratoriums-Vorsitzende der Bildungsstiftung Carina , Welt)
Wir plädieren für ein gut durchdachtes Gesamtpaket!
Ein kleiner Baustein – der mit dem Thema Sprache als Schlüssel zu mehr Chancengleichheit zu tun hat – soll uns den Lichtblick für‘s Wochenende bescheren. Es lohnt es sich, schon früh mit Bilderbüchern und Reimen und Wörtern in das Thema einzusteigen, findet der Börsenverein des deutschen Buchhandels. Der Verein zeichnet deswegen regelmäßig Kitas aus, die sich auf diesem Feld besonders hervortun. In diesem Jahr bekamen bundesweit 83 Kitas die Auszeichnung als „Buch-Kita“. Das Gütesiegel belohnt besonders kreative Aktionen rund ums Lesen, Erzählen und Reimen. In Berlin wurden die AWO Kita Sternschnuppe und die Kita Bambini Oase ausgezeichnet.
kinderzeit.de
Bleiben Sie heiter und machen Sie weiter!
Ihre Kita-Stimme.berlin