Wo es an der frühen Bildung fehlt, entstehen gravierende gesellschaftliche Folgen: Deutschland ist OECD-weit fast das einzige Land, in dem die Zahl der jungen Menschen ohne Schulabschluss zugenommen hat, obwohl es gleichzeitig mehr Akademiker gibt.
Die Hütte brennt, die Zahlen der jüngsten OECD-Studie sind alarmierend. „Wir müssen vor allem in den jüngsten Jahren ansetzen“, heißt das Feedback aus dem OECD-Zentrum in Berlin. In der Welt kritisierte Susanne Sin-Klitzing, Vorsitzende des Philologenverbands, die im OECD-Vergleich geringen Bildungsausgaben Deutschlands.
(Die Welt)
Zitat der Woche
„Wir brauchen mehr Mittel, um in den Kitas die Weiterbildung zu stärken. Die Politik muss hier fokussieren“.
Nicola Brandt, Leiterin des OECD-Zentrums Berlin in „Die Welt“
Armut und der Ausschluss von Bildung, gehen in Deutschland nicht immer, aber allzu oft Hand in Hand, vor allem bei Kindern von migrantischen Familien. Die Welt wirft einen Blick auf die Armutserfahrung geflüchteter Kinder, zeigt wie die Armut soziale Teilhabe verhindert und Kinder daran hindert, Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Migrantische Eltern fänden selten gut bezahlte Jobs, obwohl sie arbeiten wollen, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Oft werden Berufsabschlüsse nicht anerkannt, sagen Integrationslotsen.
(Die Welt)
Die Kindergrundsicherung könnte ein Mittel der Wahl sein, um nicht eine ganze Generation armer Kinder ohne Hoffnung auf Perspektive und Teilhabe aufwachsen zu lassen. Doch anders als geplant wurde das ohnehin gefledderte Gesetzesvorhaben von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) an diesem Mittwoch nicht vom Kabinett beschlossen. Das soll aber noch im September passieren. Das Wesentliche sei zwar gelöst, es gehe nur noch um juristische und technische Fragen. Den vollen Überblick bietet Zeit-Autorin Katharina Schuler.
zeit.de
Das Zusammenfassen von Kindergeld, Kinderzuschlag und Bürgergeld, wie es die Kindergrundsicherung plant, hält Armutsforscherin Irene Becker zwar grundsätzlich für sinnvoll. Derzeit nehmen deutlich mehr als ein Drittel der Anspruchsberechtigten die Leistung nicht in Anspruch. Ob die geplante Entbürokratisierung den Leistungszugang erleichtere sei schwer abschätzbar. Becker erwartet allenfalls einen mäßigen Rückgang der verdeckten Armut.
(epd)
Im „Tagesspiegel“ will Kolumnistin Sabine Rennefanz kein „Eltern-Shaming“ betreiben, macht aber darauf aufmerksam, dass es nicht pauschal mit „Armut“ begründet werden könne, wenn Kinder keinen Stift halten können, wenn sie in die Schule kommen. Obwohl es gut belegt sei, dass Kinder aus benachteiligten Familien besonders von einem Kitabesuch profitierten, seien es gerade diese Kinder, die besonders oft keine Kita besuchten. Reicht es hier aus, an die Verantwortung der Eltern zu appellieren? Die Autorin plädiert für mehr kollektive Anstrengung, beispielsweise eine Kita-Pflicht ab 5 Jahren.
(Tagesspiegel)
Unbestritten ist: Neue Bildungs-Initiativen braucht das Land. Doch Veränderungen brauchen manchmal eine gefühlte Ewigkeit. Was die Erzieherrolle der Männer anbelangt, gibt es inzwischen Hoffnung:
Zahl der Woche I
Jeder zweite Vater in Deutschland will die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen
(Väterreport 2023, taz.de)
Bevor zu viel Begeisterung aufkommt, schicken wir den Dämpfer gleich hinterher:
Zahl der Woche II
Nur jeder fünfte Vater (21 Prozent) übernimmt tatsächlich die Hälfte der Kinderbetreuung.
(Väterreport 2023, taz.de)
Bleiben wir bei den Männern in der Erzieherrolle, diesmal als pädagogische Profis. Die Zahl der Erzieher hat sich in den vergangenen zehn Jahren bundesweit bekanntermaßen verdreifacht – von
18 000 Erziehern 2012 auf 53 500 Erzieher 2022. In der Leipziger Volkszeitung schwärmen die Männer von ihrem Job. Und auch die Kita-Leitungen sind angetan. Erzieher könnten positive Rollenbilder vermitteln, zum Beispiel dass es in Ordnung ist, wenn ein Mann Gefühle zeigt. Gerade bei Kindern von Alleinerziehenden könnten sie so ein bisschen die Vaterrolle übernehmen.
LVZ
Trotz der neuen Männer bleibt der Fachkräftemangel in den Kitas virulent. Um die prekäre Lage abzumildern und den Beruf attraktiver zu machen haben sich die Christdemokraten in Münster etwas einfallen lassen:
Idee der Woche
Die CDU in Münster will ein Kontingent an günstigen Werkswohnungen für Kita-Fachkräfte schaffen – mit dem Ziel Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Es könnte eine von vielen pragmatischen Maßnahmen sein. Welche Ideen es außerdem gibt lesen Sie demnächst in einem Fachkräfte-Dossier, das die Kita-Stimme gerade für Sie zusammenstellt.
LESE-TIPP
Wie lässt sich die psychische Gesundheit von Kindern in frühkindlichen Bildungseinrichtungen stärken? Eine Publikation fasst den aktuellen Forschungsstand zusammen und gibt Handlungsempfehlungen für die Kita-Praxis. Hier geht es zum Download auf
kinderzeit.de
Schönes Wochenende!
Ihre Kita-Stimme.berlin