Presserückblick KW 33

Arm, aber überhaupt nicht sexy: In Berlin lebt ein Viertel aller Kinder in einer Familie, die Sozialleistungen empfängt, im Stadtteil Neukölln sind es sogar 37,9 Prozent.

Das geht aus der Antwort des Senats für Bildung, Familie und Jugend auf die Anfrage der Linke-Abgeordneten Karin Seidel hervor. Menschen, die trotz Arbeit arm sind werden dabei noch nicht einmal erfasst. Seidel fordert angesichts dieser Zahlen Kita-Sozialarbeit und Familienzentren weiter auszubauen.
rbb24.de

In der „Berliner Zeitung“ nahm die zuständige Senatorin Katharina-Günther-Wünsch zum Thema Kinderarmut Stellung. Existenz sichernde Leistungen für Kinder, wie beispielsweise die Kindergrundsicherungen seien wichtig. Eine gute Begleitung armer Familien sei ein wichtiger Baustein. Um passende Unterstützungsangebote anzubieten, sei es besonders wichtig, dass alle Ressorts zusammenarbeiten.
(Berliner Zeitung)

Arm sein sei ein „riesiges Desaster“ für Kinder, sagte Wolfgang Büscher, Sprecher der Berliner Arche, dem Tagesspiegel-Autor Daniel Böldt. Denn Familien in Armut sparten zuallererst an der Bildung. Das führe zu einer Vererbung von Armut über Generationen. Büscher fordert den Bund auf, eine monatliche Kindergrundsicherung von 600 Euro einzuführen.
(Tagesspiegel)

Liegt es an den vielen bürokratischen Hürden, dass selbst die vorhandenen Gelder zur Armutsbekämpfung nicht dort ankommen wo sie hin sollen?

Zahl der Woche
Die Berliner Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut 2022 hat von den jährlich zur Verfügung stehenden 500.000 Euro lediglich 28.000 Euro ausgegeben.
(Tagesspiegel)

Verbände wie der DGB drängen deswegen beim Thema Kindergrundsicherung auf eine rasche Einigung der Koalition. Der Sozialverband VdK veranschlagt dafür eine Summe von 24 Milliarden Euro. Um das zu finanzieren, schlägt VdK-Verbandspräsidentin Verena Bentele vor, große Vermögen und Erbschaften zu besteuern. Zudem forderte Bentele die automatisierte Auszahlung der Grundsicherung.
n-tv.de

Das Change-Magazin analysiert ausführlich, warum die Grundsicherung für arme Kinder so wichtig ist, um Chancengleichheit herzustellen >>> hier entlang.

Neues Sprachförderungskonzept im Anmarsch?

Jedes Jahr fallen in Berlin Tausende von Kindern, die keine Kita besuchen, durch das Förderungsraster. Der „Tagespiegel“ hat herausgefunden, dass Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) im Oktober ihr mit Spannung erwartetes Konzept für das Kita-Chancenjahr vorstellen will. Es sieht vor, dass Kinder mit Sprachdefiziten verbindlich Sprachförderungsangebote wahrnehmen müssen, bevor sie eingeschult werden. Das muss nicht notwendigerweise die Sprachförderung in einer Kita sein. Das war auch bislang schon so, hat aber nicht richtig geklappt. Spannend wird sein, welche neuen, umsetzbaren Ideen es geben wird, um das Chancen-Ungleichheitsproblem wirkungsvoll anzugehen.
(Tagesspiegel)

Zitat der Woche

“Diese (Sprach-/d.Red.) Defizite bleiben ein Leben lang bestehen und können auch durch ein intensives Training in späteren Lebensphasen selten vollständig, manchmal gar nicht mehr ausgeglichen werden.”
(Stellungnahme der Nationalakademie Leopoldina zur Sprachfrühförderung, Tagesspiegel)

Das Thema Fachkräftemangel bleibt uns in dieser Woche ebenfalls erhalten. „Das System kollabiert“ schreit diesmal Cathrine Lejeune beim NDR entnervt auf. Hier geht es zum Kommentar auf ndr.de

Und in Brandenburg wird gerade das Konzept von Bildungsminister Steffen Freiberg zerpflückt, der mit ungelernten Ergänzungskräften dem Personalmangel in Kitas begegnen will. Zur Erinnerung: Bis zu 20 Prozent des Kita-Personals könnte dann aus „Ergänzungskräften“ bestehen, die „Mindestqualifizierungen“ machen sollen. Die Erziehungsgewerkschaft GEW warnte bereits vor einer „Entprofessionalisierung der frühkindlichen Bildung“. Nun mischen sich auch der Träger AWO Potsdam, der Landeskita-Elternbeirat und die Bertelsmann-Stiftung ein. Von einem „erbärmlichen Konzept“ ist die Rede. Das Land solle die Maßnahme zeitlich befristen. Entscheidend sei es, Hürden bei der Ausbildung von Erzieherinnen abzuschaffen. Das Land verlange von jungen Menschen teilweise sogar Schulgeld, wenn sie Erzieher werden wollten.
(Lausitzer Rundschau)

LESE-TIPP

Taz-Autorin Marina Mai beleuchtet, wie sich das Senatsprojekt „Zukunft Kita 2.0“ in Berlin so macht. Die spezielle Erzieherinnen-Schnupperausbildung richtet sich an bereits berufstätige Fachkräfte, die über einen Jobwechsel nachdenken. Die Zeitung begleitet eine Logopädin, Spätaussiedlerin aus Russland – bei ihrer beruflichen Neuorientierung.
taz.de

Ein entspanntes Sommerwochenende wünscht

Ihre Kita-Stimme.berlin