Politikum Kinderarmut: Wie lässt sich am besten Abhilfe schaffen? Mehr Geld für Familien, bessere Integration, bessere Kitas und Schulen? Warum Deutschland noch lange nicht ausdebattiert hat.
Kinderarmut ist ein Politikum und bleibt in dieser Sommerwoche eines der prägenden Themen im reichen Deutschland. 2022 waren in Deutschland 2,2 Millionen Kinder armutsbedroht. Vom Bildungsgrad der Eltern hängt dabei einiges ab, besonders viel aber davon, ob die Eltern Arbeit haben oder nicht. Dinah Riese hat in der „taz“ hat die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts aufgearbeitet.
taz.de
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ richtet in diesem Zusammenhang ihren Fokus darauf, welche Sozialpolitik den armutsbedrohten Kindern am besten helfen könnte – höhere Sozialtransfers oder bessere Integrationshilfen für Eltern und bessere Schulen und Kitas für die Kinder. Die Zeitung stellt auf Basis einer Auswertung der Arbeitsagentur fest, dass sich die Abhängigkeit vom Bürgergeld (das ehemalige Hartz IV) zu verfestigen droht. Die Zahl der deutschen Kinder im Bürgergeld hat jedoch um 550 000 auf eine Million abgenommen. Neu hinzugekommen sind 580 000 Kinder von Geflüchteten. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Zitat der Woche
„Die Hälfte der Kinder, die heute von Kinderarmut betroffen sind, kommt nach meinen Zahlen aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte. Hilft da wirklich mehr Geld auf das Konto der Eltern? Oder sollten wir mehr tun für Sprachförderung und Arbeitsmarktzugang der Erwachsenen und für die Schulen der Kinder?“
(Bundesfinanzminister Christian Lindner, Berliner Morgenpost)
Klar ist jedenfalls, dass mehr getan werden muss. Und es nie verkehrt ist, in frühe Bildung zu investieren.
Zahl der Woche
42 Prozent der deutschen Kinder und 29 Prozent der Kinder ohne deutschen Pass beziehen schon das Bürgergeld schon vier Jahre oder länger.
(FAZ)
Vor allem Alleinerziehende sind oft arm und überlastet. Und sie sehen sich von der Gesellschaft mit vielerlei Vorurteilen konfrontiert. Was das Leben von Alleinerziehenden und ihrer Kinder so schwer macht und was sie wirklich bräuchten beschreibt die alleinerziehende Englischlehrerin Jancinta Nandi in der „Zeit“.
zeit.de
Ein Dauerthema bleibt der Fachkräftemangel. Landauf landab ringen die Kitas um Lösungen um der akuten Notlage Herr zu werden. Über den sich verschärfenden Verteilungskampf um Kita-Fachkräfte in den Kommunen des Landes berichtet beispielsweise die „Rheinische Post“. Die Zeitung wirft auch einen Blick darauf, wie sich die Qualitätsanforderungen an die frühkindliche Bildung, die auf Papier bestehen, in Zeiten des Personalmangels immer weniger einlösen lassen.
rp-online.de
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Eine andere Antwort auf die Notlage hat Baden-Württemberg gefunden. Dazu hat das grün-schwarze Kabinett das Kita-Gesetz aufgebohrt und flexibler gemacht: Kitas sollen innerhalb eines sogenannten „Erprobungsparagraphen“ in begründeten Fällen neue Modelle ausprobieren können, auch wenn sie von den Regelungen des Kindertagesbetreuungsgesetzes (KiTaG) abweichen – zum Beispiel auf Antrag von den gesetzlichen Personalvorgaben abweichen. Die Konzepte sollen zeitlich und örtlich begrenzt sein und bei nachgewiesener Wirksamkeit verlängert werden können.
bildungsklick.de
Die zeitliche Befristung dieser Öffnungsklausel stößt im Ländle bereits auf Kritik. Für die Entwicklung neuer konzeptioneller Ansätze sei eine zeitliche Befristung kontraproduktiv. Wer von Beginn an nur für einen Drei-Jahres-Zeitraum planen dürfe, der denke vielleicht nicht weit genug. Es brauche „kreative Lösungen, die für die nächsten zehn Jahre tragen“, sagte Benjamin Lachat, Sozialdezernent beim Städtetag, dem SWR. swr.de
München-Nord will die Personalnot mit Erziehrinnen und Erziehern aus Spanien lindern. Doch die Anwerbung scheitert bislang häufig an mangelnden Sprachkenntnissen. Jetzt hat sich der Landkreis dazu entschlossen, Bewerbern Sprachkurse zu finanzieren.
(Süddeutsche Zeitung)
In Hessen stoßen Pläne der Regierung, zukünftig mehr Quereinsteiger in der Kita-Betreuung einzusetzen und auf den Personalschlüssel anzurechnen, auf heftige Kritik. Gewerkschaften und die Oppositionsparteien SPD, FDP und Linke fürchten die Absenkung von Qualitätsstandards.
(Wiesbadener Kurier)
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Am 23. Und 24. Oktober findet im Berlin Congress Center am Alexanderplatz der Deutsche Kitaleitungskongress statt. Frühbucherrabatt gibt es noch bis zum 31. Juli (299 Euro pro Ticket inklusive Verpflegung). Danach wird es teurer: 319 Euro kostet es bis 25.September. Und ab 26. September werden 399 Euro fällig.
deutscher-kitaleitungskongress.de
Lese-Tipp:
Über das Recht von Kita-Kindern auf blaue Flecken und die große Frage, wie Kitas das richtige Maß zwischen Freiheit und Sicherheit finden können. Eine umfassende und lesenswerte Recherche liefert „Eltern“-Autorin Leonie Schulte.
eltern.de
Mit einer bunten Meldung aus Berlin verabschieden wir uns: In Schöneberg und am Südkreuz haben die ersten schwul-lesbischen Kitas eröffnet. Sie machen die Lebensweise von Angehörigen der Regenbogen-Community sichtbarer, arbeiten aber ansonsten wie andere Kitas auch.
bz-berlin.de
Schönes Wochenende wünscht
Ihre Kita-Stimme.berlin