Presserückblick KW 3

Was den Medien diese Woche wichtig war KW 03/2023

Es gibt Pläne, wie so oft, wenn ein Jahr noch jung ist und beschrieben werden will. Zum Beispiel für Kinder aus ärmeren Familien. Im Bund regt sich Folgendes:

Plan I Sozialpolitik
FDP-Familienpolitiker Martin Gassner-Herz will das im Koalitionsvertrag vereinbarte digitale Kinderchancenportal schneller umgesetzt sehen und macht mit seiner Partei Druck bei Familienministerin Lisa Paus. Über ein digitales Portal könnten Familien mit wenig Geld leichter staatliche Hilfen für Bildung und Teilhabe ihrer Kinder beantragen. Zwar gibt es längst staatliche Beihilfen, beispielsweise für Musik oder Sport. Doch viele der Berechtigten rufen sie gar nicht ab – laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands sind das nur 15 Prozent aller Leistungsberechtigten, in Berlin sogar nur 8,7 Prozent. Paus will zunächst das digitale Kinder-Grundsicherungsportal auf die Beine stellen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Plan II Bildungsmilliarden mit Reformbegleitung
Weg von der Gießkanne will Bettina Stark-Watzinger. Die Bildungsministerin hat auch schon einen Plan, wie die zusätzliche, vom Finanzminister angekündigte „Bildungsmilliarde“ als gezielte Förderung an Brennpunkten zu einem „echten Startchancenprogramm“ werden soll. Für die größere Wirkung des Plans erwartet die Ministerin von den Ländern eine zusätzliche Beteiligung in gleicher Höhe, was dann zwei Milliarden wären. Den Milliardenregen aus Berlin will Stark-Watzinger begleitet wissen von einem Mitspracherecht des Bundes, etwa was verbindliche einheitliche bundesweite Standards anbelangt, auch bei kontinuierlicher Datenerhebung und Digitalisierung.
Frankfurter Rundschau

Das Zitat der Woche kommt von Bildungsökonom Ludger Wößmann:
„Wir sollten in Deutschland analog zur Schulpflicht über eine Kindergartenpflicht nachdenken, von der die Eltern die Kinder nur bei stichhaltigen Begründungen befreien lassen können. Vier- und fünfjährige Kinder mit Sprachdefiziten sollten bereits in der Kita speziell gefördert werden und mehrmals pro Woche mit einer Fachkraft eine Stunde Deutsch üben.
wiwo.de

In Berlin wird gewählt. Deswegen redeten auch bei Maischberger alle geladenen Bundespolitiker so viel von Berlin. Zum Beispiel CDU-Generalsekretär Mario Czaja. Er forderte eine verpflichtende Vorschule oder Kita für alle Kinder, die „nicht anständig deutsch sprechen“. Wer sonst noch so debattiert hat lässt sich bei rnd.de nachlesen.

—- BERLIN —-

Spracherwerb bleibt ein zentrales Thema für Kinder, die nicht regelmäßig zuhause mit der deutschen Sprache in Kontakt kommen. Wie zentral, weiß Heinz Braun, der als Sprachpate in einer Spandauer Kita im Einsatz ist. In Spandau weisen fast 20 Prozent der Kinder bei der Einschulung Sprachdefizite auf, in den Kitas fehlen im Schnitt 2 bis 5 Fachkräfte.
_tagesspiegel.de

Doch in der Hauptstadt hakt es. Wichtige und dringliche Projekte zur Sprachförderung wie Beokiz hingen viel zu lange in der Warteschleife, moniert Fröbel-Geschäftsführer und IHK-Vizepräsident Stefan Spieker. Hier müsse dringend investiert und beschleunigt werden.
_ihk.de

Dieser Haltung schließen wir uns unbedingt an.

Die Berliner Realität zeigt ein weiteres Defizit. Die Quote von drei- bis fünfjährigen Kindern, die in Berlin eine Kita besuchen ist gesunken – von 96 Prozent 2015 auf 92,3 Prozent im vergangenen Jahr. Vor allem Kinder mit Zuwanderungshintergrund seien zu wenig und zu kurz in der Kita, sagt Dieter Dohmen. Der Gründer und Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie entwirft im Tagesspiegel deswegen eine Art Soforthilfe-Masterplan für Berlin:
215 000 Plätze bis 2025 schaffen (+23 000). Familienzentren in benachteiligten Bereichen ausbauen und an die Kitas anbinden.
5150 zusätzliche Fachkräfte, dazu 15000 Ausbildungsplätze in den Kitas schaffen. Die Fachkräfte mit multiprofessionellen Teams entlasten, beispielsweise bei der Administration.
Die Finanzierung könnte ein Social Impact Fund anschieben – mit Geldern von Versicherungen, Stiftungen, Privatpersonen.
Tagesspiegel

Was in Berlin nicht klappt, steht auch im Rest der Welt noch auf der To-Do-Agenda für Bildungschancen. Der UNESCO-Weltkongress für frühkindliche Bildung und Vorschulerziehung in Taschkent liefert zum Thema die

  • —- Zahl der Woche —-*
    35 Millionen von 137 Millionen 5-Jährigen weltweit hat nie irgendeine Form von Vorschulerziehung erhalten – das ist jedes vierte 5-jährige Kind
    Berliner Zeitung

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Zum Beispiel, was das Engagement von Vätern für Familienarbeit angeht.

Vorbild der Woche
Vaterschaft muss am Arbeitspatz präsent sein, über die Familie sprechen und die Vereinbarkeit mit der Familie einfordern, sagt Roman Gaida. Der Topmanager für digitale Transformation bei Mitsubishi Electric bringt seine Kinder jeden Morgen zur Kita und holt sie zweimal in der Woche auch wieder ab. Dafür Zeit einzufordern, dabei könnten Väter ruhig selbstbewusst sein, sagt der Manager. Niemand kündige eine gute Fachkraft nur weil sie zweimal in der Woche um halb vier ihre Kinder vom Kindergarten abhole.
Stuttgarter Zeitung

Erfreulich, finden wir und machen heiter weiter.

Schönes Wochenende!