Das Kita-Qualitätsgesetz ist auf dem Gleis. Warum das noch lange
keine Entspannung bedeutet und mehr lesen Sie im Presserückblick der Woche.
Was lange währt, wird vor der Sommerpause endlich gut: Länder und Bund unterschreiben derzeit die Verträge über das Kita-Qualitäts-Gesetz – das Nachfolgeprogramm des Gute-Kita-Gesetzes. Auch der Berliner Senat hat das diese Woche getan. Das Gesetz soll helfen, die Betreuungsqualität in Kitas zu verbessern und die Teilhabe aller Kinder fördern. Besonders wichtig für Berlin: Das Land hat sich entschlossen, das bisherige Bundesprogramm Sprach-Kitas zu übernehmen und weiter zu fördern.
berlin.de
Das Bundesprogramm zur Sprachförderung in Kitas endet ja bekanntlich in diesem Sommer. Und die meisten Länder haben angekündigt, bei der Finanzierung der Sprach-Kitas zumindest vorerst einzuspringen. Weil das Gesetz zunächst nur für die kommenden zwei Jahre gilt, fordert der Caritas-Verband Niedersachsen nun vorsorglich, Sprach-Kitas müssten auf jeden Fall dauerhaft gefördert werden – ob von Bund oder Ländern lässt der Verband offen. Mehr als 6000 Einrichtungen haben von der Förderung des Bundes bislang profitiert.
(epd)
Der Kita-Fachkräfteverband moniert, die vier Bundes-Milliarden für zwei Jahre seien ohnehin viel zu wenig und sieht einen viel höheren Investitionsbedarf in frühkindliche Bildung. Der Verband bemängelt zudem fehlende bundesweite Mindeststandrads für die frühkindliche Bildung.
erzieherin.de
Dass Programme selbst dann nicht immer zum Ziel führen, auch wenn dafür Geld zur Verfügung stellt, zeigt das Beispiel (Kinder-) Armutsbekämpfung in Berlin.
Zahl der Woche
Eine halbe Million Euro stellt der Berliner Senat der Kommission zur Armutsprävention pro Haushaltsjahr zur Verfügung. Doch 2022 wurden davon lediglich 28 000 Euro abgerufen. rbb24.de
Wie kann das sein? Die Zahlen aus dem aktuellen Zwischenbericht des Haushaltsjahres 2023 zeigen: Viele armutsbedrohte Eltern wissen nicht, welche Hilfe sie abrufen können. Über Sozialpädagogen, etwa an Schulen oder Kitas, könnten Eltern besser kontaktiert und aufgeklärt werden. Die Senatsverwaltung sagt auf Anfrage des rbb zu, Zugänge zu Leistungen passgenauer und niedrigschwelliger gestalten zu wollen.
rbb24.de
Weiterhin spannend bleibt natürlich auch das Thema Fachkräfte, beziehungsweise der Mangel an denselben.
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Die Berliner Abteilung der Bildungsgewerkschaft GEW plant eine Kampagne, um den Personalschlüssel für Kita-Erzieherinnen zu verbessern. Ziel: Eine pädagogische Fachkraft solle maximal 15 Kinder betreuen müssen. Streiks seien aber nicht geplant, sagte Tom Erdmann, Vorsitzender der Berliner GEW-Abteilung, im Gespräch mit Tagesspiegel-Redakteur Malte Neumann.
(Tagesspiegel)
Schon in der aktuellen Situation fehlen jeder Berliner Kita im Schnitt bereits jetzt sechs Fachkräfte, der Personalschlüssel kann oft nicht eingehalten werden, eruiert die Gewerkschaft Verdi. Die Situation in Berliner Kitas sei „absolut dramatisch“. Der Notstand sei in Kitas zum Alltag geworden, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Tina Böhmer der B.Z. Um neue Fachkräfte zu gewinnen fordert Verdi Gehaltserhöhungen für die Tarifverhandlungen im Herbst. Berliner Erzieherinnen verdienten 10,5 Prozent weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Bundesländern.
(B.Z.)
Wo pädagogische Fachkräfte rar sind, ergeben sich aus der Not heraus auch andere Ideen zur kreativen Personalentwicklung. Beispielsweise in Bayern:
Idee der Woche
Dachau beweist Einfallsreichtum, wenn es darum geht, die Personal-Not in Kitas zu lindern. Von 17,5 neuen Stellen wurden in einer städtischen Kita nur drei mit ausgebildeten Erziehrinnen besetzt. Alle anderen Stellen werden von Auszubildenden, Küchenpersonal und Assistenzkräften besetzt, etwa jungen Menschen, die gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr leisten. Mit diesem Programm soll das pädagogische Personal entlastet werden.
(Süddeutsche Zeitung)
Befürchtungen, qualifiziertes Personal können auf diese Art womöglich durch günstigere Fachkräfte ersetzt werden, sind möglicherweise nicht völlig unberechtigt. Andererseits: Wenn lange Grundsatzdebatten drohen, ist Pragmatismus nicht immer die schlechteste Wahl. Findet auch Bremens rot-grün-rote Landesregierung:
Zitat der Woche
„Es gibt mehrere Stellschrauben, wie man beim Kita-Ausbau besser werden kann: Mehr Quereinsteiger in die Kitas zu holen ist eine Stellschraube, die Gruppengröße ist eine weitere“.
(Florian Pfeffer, Landesvorstandssprecher der Bremer Grünen, Bremer Nachrichten).
Ein afrikanisches Sprichwort sagt, dass es ein ganzes Dorf brauche, um ein Kind zu erziehen. Warum in diesem Zusammenhang auch multiprofessionelle Teams in Kitas sinnvoll sein können, darüber hat Gewerkschafterin Maria Schäfer mit der Vorstandsvorsitzenden des AWO-Bezirksverbandes in Potsdam, Angela Schweers, gesprochen. Solche Kräfte erweiterten das Entwicklungsangebot für Kinder, sagt Schweers. Keinesfalls solle dabei professionelles pädagogisches Fachpersonal durch weniger qualifizierte Fachkräfte ersetzt werden.
gew-brandenburg.de
Pragmatisch geht es auch in einer Kita in Berlin-Gesundbrunnen ans Werk. Dort gehen ehrenamtliche Sprachpatinnen und -paten Kindern mit Migrationshintergrund Bilderbücher durch, lesen und sprechen mit ihnen, um den deutschen Wortschatz zu fördern. Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli hat den Verein Sprachpat*innen für KiTa-Kinder e.V. vor zwei Jahren gegründet und sucht weitere Ehrenamtliche.
Bleiben Sie dran. Wir tun es auch.
Ihre Kita-Stimme.berlin