Presserückblick KW 25

Die Politik geht bald in die Sommerpause, die Bildungskrise bleibt.
Was den Medien diese Woche wichtig war.

Wir beginnen diese Woche also aus gutem Grund mit dem sehr berechtigten, erneuten Appell für einen nationalen Bildungsgipfel, dem sich weitere Organisationen und Verbände angeschlossen haben – inzwischen 89 an der Zahl. Anlässlich der letzten Sitzung der Kultusminister-Konferenz (KMK) vor der Sommerpause wollen sie noch einmal Druck aufbauen und drängen bei Bund und Ländern darauf, die grundlegende Reform im Bildungswesen endlich ernsthaft einzuleiten.
bertelsmann-stiftung.de

Wie sträflich die Kinderrechte in Deutschland vernachlässigt werden, schreibt noch einmal SZ-Autorin Kerstin Bund auf. Das – grob umrissen – ist die Lage: 378 000 Kitaplätze fehlen, jedes fünfte Kind ist von Armut bedroht, jeder vierte Viertklässler kann nicht richtig lesen, 50 000 Kinder ohne Schulabschluss.
Die Folge: Eine ohnehin kinderarme Gesellschaft ergraut noch mehr und wird noch kinderärmer. Die Autorin fordert einen neuen Vorstoß, Kinderrechte endlich im Grundgesetz zu verankern, um wohlwollenden Absichten mehr politische Taten folgen zu lassen.
(Süddeutsche Zeitung)

Zitat der Woche I
„Auch die Bildung braucht eine Zeitenwende“.
(Sonya Mayoufi, Pädagogische Geschäftsleiterin Kindertagesstätten Berlin Süd-West und Mitgliedes des Berliner Kitabündnisses, taz.de)

Wie sehr das zutrifft zeigt ein Blick auf den derzeitigen Bund-Länder-Zank um das Startchancen-Programm der Regierung. Der Bund will mehr Geld dahinfließen lassen, wo es tatsächlich benötigt wird, in arme Länder und Bildungs-Brennpunkte. Eine sehr vernünftige Idee, die Schluss machen soll mit dem Gießkannenprinzip, mit dem die Ungleichheit bei den Bildungschancen nicht in den Griff zu bekommen ist. Doch die Länder wollen das meisten Geld wie bisher nach Steueraufkommen und Bevölkerungszahl eines Landes kassieren, dem sogenannten Königssteiner Schlüssel. Reiche, bevölkerungsstrake Länder bekämen also das meiste. Bildungsforscher Marcel Helbig warnt dringend genau davor.
(Süddeutsche Zeitung)

Die Einigung in der Ampel-Regierung zum Thema Kindergrundsicherung lässt ebenfalls weiter auf sich warten. Immerhin bestehe Einigkeit bei Sachfragen. Es hapert jedoch an der dafür benötigten Mitte-Freigabe durch Finanzminister Lindner. Paus braucht 12 Milliarden Euro, Lindner will nur drei geben.
(Berliner Morgenpost)

Nun droht der Ministerin neues Ungemach: Der „Spiegel“ hat Kenntnis erlangt von einem Brandbrief der Personalräte der Jobcenter an die Regierung. Darin heißt es, die geplante Kindergrundsicherung verfehle ihre Ziele, und führe in eine sozialpolitische und verwaltungsökonomische Katastrophe. Die Personalräte wollen Doppelzuständigkeiten von Bürgergeld und Kindergrundsicherung vermeiden und die Auszahlung der Grundsicherung bei den Jobcentern ansiedeln.
(Der Spiegel)

Zitat der Woche II
„Auch die SPD, die den Bundeskanzler stellt, hat die Kindergrundsicherung im Wahlprogramm. Da
wünsche ich mir auch von dieser Seite mehr Engagement“.
(Sabine Andresen, Professorin an der Goethe-Uni in Frankfurt und Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes, Frankfurter Rundschau)

Teilhabe und Bildung beginnt schon in den Kitas. Doch dort fehlt es bekanntlich an Personal. Nun wird im Bund eine neue, alte Idee aufgegriffen.

Fachkräftemangel

Um den drängenden Fachkräftemangel in Kitas zu mildern, will Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) geflüchtete Erzieherinnen schneller in den Arbeitsmarkt integrieren. Ihr Ministerium sei gerade mit der Arbeitsagentur in intensiven Gesprächen zum Einsatz von ukrainischen, aber auch von afghanischen und syrischen Fachkräften.
morgenpost.de

Darüber wird schon seit Jahren immer wieder einmal nachgedacht. Aber die Idee ist in der Praxis nicht so einfach umzusetzen. Oft scheitert es schon daran, das Geflüchtete zwar ihren Personalausweis, nicht aber ihr Diplom und andere Arbeitspapiere bei sich haben. Weitere Hürden sind Sprachkenntnisse und Geschlechterstereotype. Was bei dem grundsätzlich positiven Vorhaben zu beachten ist, und warum geflüchtete Ingenieurinnen nicht in die Kita- gehören, erläutert Expertin Delal Atmaca, Geschäftsführerin des Migrations-Dachverbandes DaMigra im Interview.
taz.de

Not macht erfinderisch: In Baden-Württemberg kommen weitere Ideen auf den Tisch, um die Fachkräfte-Notlage zu mildern. So hatte Tübingen angekündigt, auch Studierende pädagogischer Fächer oder angehende Sportwissenschaftler anzuwerben. In Offenburg hilft der Malteser Hilfsdienst aus, das Ganztagsangebot von Kitas aufrechtzuerhalten. Ist das gut, fragt sich die „Welt“?
Zur Welt-Analyse >>> hier entlang

Migration gehört in unsere Gesellschaft. Dabei muss Deutsch nicht notwendiger die Erstsprache sein, sagen Bildungs-Experten, die dafür plädieren, Mehrsprachigkeit besser zu berücksichtigen. Jörg Maas, Chef der Stiftung lesen moniert, es gebe zu wenige Kinderbücher in den Sprachen, die hierzulande gesprochen würden. Dazu ist die Stiftung Lesen mit dem Carlsen Verlag und der Fröbel-Gruppe in Kontakt, die Teil unseres Aktionsbündnisses ist.

Mehrsprachigkeit und Vielfalt sind schön, wollen aber in der Praxis gemeistert werden. Und dazu haben wir zum Wochenausklang einen

Lese-Tipp:
Wie Kita-Mitarbeitende die Beziehung zu Eltern mit Migrationsgeschichte aufbauen und pflegen können und die Herausforderungen meistern, fasst ein schöner Beitrag auf erzieherin.de zusammen.

Schönes Wochenende wünscht
Ihre Kita-Stimme.berlin