Presserückblick KW 12

Was den Medien diese Woche wichtig war KW 12 _ 2023

Die schwarz-roten Koalitionsgespräche laufen. Um etwas für arme Familien und deren Kinder zu erreichen, erhebt der Berliner Familienbeirat seine Stimme.

Armes Berlin

Der künftige Berliner Senat müsse mehr für arme Familien in der Stadt tun, fordert der Vorsitzende des Familienbeirats Kazim Erdogan. Es brauche günstigen Wohnraum und mehr Krippen-, Kita- und Hortplätze. Der Soziologe fordert außerdem mehr Gelder, um die Betreuungsqualität zu verbessern, marode Kitagebäude zu sanieren und mehr Unterstützung für freie Träger zu leisten. Die Situation habe sich noch verschlechtert. Der Berliner Beirat für Familienfragen ist nicht irgendwer, sondern ein vom Senat berufenes, unabhängiges, ehrenamtliches und parteiunabhängiges Gremium.
tagesspiegel.de

Baustelle Berlin: Der Tagesspiegel hat die größten Baustellen in Kita und Schule inspiziert. Es brennt, weil arme Kinder in Berlin durch mangelnde Frühförderung doppelt so häufig wie im Bundesdurchschnitt schon vor der Schule abgehängt werden. Kitaplätze sind für diese Kinder besonders wichtig, stattdessen sinkt die Betreuungsquote wegen Kitaplatzmangel.
Dort muss der neue Senat ran: Bis 2026 braucht es rund 26 000 neue Kitaplätze, auch um die Vorschulpflicht für Bedürftige durchsetzen zu können. Und es braucht Maßnahmen zur Linderung der Personalnot wie sie Kita-Stimme.berlin vorschlägt.
tagesspiegel.de

Die harte Realität in der Hauptstadt beleuchtet die Berliner Mopo: Wegen drastischer Mieterhöhungen oder Mietvertragskündigungen stehen kleine Einrichtungen in Berlin vor dem Aus. Der Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (Daks), der in Berlin etwa 1000 Einrichtungen mit 35 000 Kindern vertritt, hat mitgezählt: In den vergangenen sechs Jahren waren allein bei Daks mehr als 120 Einrichtungen von Verdrängung betroffen.
(Berliner Morgenpost)

Debattenbeitrag zur Bildungs-Ungerechtigkeit

Solange die Länder einen erheblichen Anteil der neun Milliarden Euro des Bundes (die eigentlich zur Qualitätsverbesserung der Kitas dienen sollen) für die allgemeine Gebührenfreiheit nutzen, wird es keine Bildungsgerechtigkeit für Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien geben, schreibt Georg Cremer, Ökonom und Ex-Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands, in der Zeit. Das entlaste Familien der Mittelschicht und der gehobenen Mitte, helfe aber armen Familien nicht. Deren Kinder würden eher von besserer Qualität und mehr Personal profitieren, das sie individuell fördern könne.
(Die Zeit)

Aufschrei der Woche

…„Bildung ist der Kitt der Gesellschaft“… „Unser Bildungssystem muss faire Chancen geben“…
Wohlfeile Phrasen schwingen, aber nicht den Hauch von Gestaltungswillen zeigen. Spiegel-Kolumnistin Sabine Rennefanz hat genug gehört: „Schluss mit dem Bildungs-Bullshit“, fordert sie. An der Lage der öffentlichen Kitas und Schulen zeige sich alles, was in Deutschland generell falsch laufe und das Leben zunehmend unattraktiv mache: eine „kafkaeske, aber gewollte Bürokratisierung, Frauenfeindlichkeit, Sprachlosigkeit, Einfallslosigkeit, Enge“. Rennefanz fordert ein Bildungsbündnis mit Politik, Gewerkschaften und Praktikern und vom Kanzler „viele Wummse für Kinder“.
spiegel.de

Polit-Schocker der Woche

In Hamburg sollen Kitas, die selbst nicht über genügend Außen-Spielfläche verfügen, künftig für die Nutzung von öffentlichen Spielplätzen zahlen. Darüber hinaus sollen sie dafür eine Sondererlaubnis beantragen. Gleichzeitig bremst der Senat den Kita-Platzausbau solcher Kitas. Der Senat beruft sich auf ein OLG-Urteil im Eilverfahren von 2020, das eine Sondernutzungserlaubnis des Bezirks vorsieht. Die Kita-Leitungen in dicht besiedelten Stadtteilen wissen nicht, ob sie angesichts des „neuen Bürokratiemonsters“ lachen oder heulen sollen.
(taz)

Kita-Ausbau
Der Bundestag hat beschlossen, den Kita-Ausbau ein halbes Jahr länger zu fördern als bislang geplant – nämlich bis zum 30. Juni 2024. Bis dahin sollen die Bundesländer Fördergelder für den Kita-Ausbau abrufen können. Jetzt muss nur noch der Bundesrat zustimmen.
(dpa)

Personalnot in Kitas

Immer mehr Erzieherinnen und Erzieher arbeiten an der Belastungsgrenze. Die aktuelle Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) unter mehr als 5000 Kitaleitungen offenbart die ganze Misere: Die Kitas haben tageweise weniger Personal als gesetzlich vorgeschrieben: Hochgerechnet etwa
10 000 Kitas haben laut Verband im vergangenen Jahr in mehr als der Hälfte der Zeit „in aufsichtspflichtrelevanter Unterdeckung“ gearbeitet. Das ist eines der Ergebnisse der jährlichen Bestandsaufnahme des VBE um Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK). Mehr als 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sich der Personalmangel in ihren Einrichtungen 2022 verschärft habe.
tagesschau.de

Es passiert in Baden-Württemberg, ist aber trotzdem einen Blick ins Ländle wert: Um den Fachkräftemangel in Kitas zu bekämpfen, will der Städtetag in Baden-Württemberg den Kommunen mehr Handlungsspielraum bei der Besetzung von Betreuungsstellen verschaffen. Die Politik zeigt sich offen, neue Lösungsansätze an einzelnen Standorten auszuprobieren.
(dpa)

Bedenken und Kritik am Reformvorhaben bleiben nicht aus. Von den Grünen gibt es Rückenwind. Verdi übt massive Kritik. Der SWR hat die Reaktionen eingesammelt.
Hier entlang >>>>” swr.de

Das war eine harte Packung. Deswegen beschließen wir diese Woche mit dem Blick auf ein schönes Projekt. Im Fröbel-Kindergarten in der Daumstraße werden Kita-Kinder an der Neugestaltung eines öffentlichen Spielplatzes in der Nachbarschaft beteiligt (Hallo Hamburg, so geht’s auch!). Mit Knete, Pappe und anderen Materialien entwickeln sie ihre Wünsche und Vorstellungen und bringen sie in die Planung ein. Bürgerbeteiligung at it’s best.

Bleiben Sie stark!

Ihre Kita-Stimme.berlin