Nicht-Kita-Kinder sollen mit dem Bus zur Sprachförderung fahren

Bei vielen Berliner Kindern ohne Kita-Platz wird ein Sprachförderbedarf festgestellt. Weil sie die gesetzlich vorgeschriebene Hilfe oftmals nicht bekommen, haben wir vor einem halben Jahr in einen offenen Brief einen runden Tisch angeregt. Jetzt hat sich die Bildungssenatorin in der Presse zu dem Thema geäußert.

Die Nachricht hat im April dieses Jahres für Bestürzung gesorgt: Die im Schulgesetz vorgeschriebene Sprachförderung für Kinder mit besonderen Bedarfen kann in Berlin nur im Ausnahmefall sichergestellt werden. Von rund 2.000 förderbedürftigen Kindern ohne Kita-Platz weiß man aktuell nicht, ob sie die verpflichtenden Hilfsangebote in einer Kita oder anderen Institutionen in Anspruch nehmen können.

In einem offenen Brief an die Bildungssenatorin und die Schulstadträte hat unser Trägerbündnis deshalb im Frühjahr die Bildung eines runden Tischs angeregt – an dem Senatsverwaltung, Bezirke und Träger gemeinsam erörtern, wie den betroffenen Kindern schnellstmöglich geholfen werden kann. Im Anschluss haben uns mehrere Bezirke und auch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zu bilateralen Gesprächen eingeladen. Unser Angebot, trotz Fachkräftemangels, Platzknappheit und zusätzlicher geflüchteter Kinder aus der Ukraine gerne schnell und unbürokratisch zu helfen verhallte leider ungehört. Jetzt hat sich Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse in der Berliner Morgenpost zu dem Thema geäußert.

Obwohl die Bertelsmann-Stiftung ihr in der letzten Woche bescheinigt hat, dass in Berlin 2023 rund 17.000 Kita-Plätze fehlen werden, besteht die Senatorin darauf, dass es aktuell in Berlin genügend Betreuungskapazitäten gebe. Zur Not müsse man die betreffenden Eltern mit einem Bußgeld belegen, wenn sie ihr Kind nicht zu der verpflichtenden Sprachförderung anmelden. Die Bezirke verhängen genau dieses Bußgeld oftmals nicht – und verweisen offenbar auf den Mangel an Kita-Plätzen.

Vor allem in den Randbezirken sind die Plätze oft noch knapp. Während in den Bezirken Mitte, Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg bereits zwischen 94 und 98 Prozent aller Kinder über drei Jahren betreut werden sind es in Spandau nur knapp 86 Prozent. Auch der Förderatlas der Senatsbildungsverwaltung identifiziert in diesen und weiteren Bezirken noch viele Kieze mit einem besonders hohen Platzbedarf. Mit Blick auf die Familien, die kurzfristig einen Kita-Platz für die Sprachförderung ihrer Kinder finden müssen erklärt Senatorin Busse in der Morgenpost, dass nicht immer ein Platz in direkter Nachbarschaft erwartet werden könne. Es sei auch zumutbar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu einer Kita zu fahren.

Wir fragen uns, ob es wirklich nötig ist die betreffenden Familien weiterhin völlig alleine dabei zu lassen, wenn sie sich irgendwo in Berlin einen Kita-Platz suchen sollen. Es ist keine sechs Monate her, dass wir in Treffen mit einigen Schulstadträten und mit der Senatsverwaltung angeboten haben, dass Träger aus unseren Reihen bei der Versorgung mit wohnortnahen Kita-Plätzen unterstützen können. Haben wir dieses Angebot auf dem Silbertablett vergebens präsentiert?