„Man hätte keinen schlechteren Zeitpunkt wählen können!“

Zum Stopp des Bundesprogramms Sprach-Kitas: es gibt selten Bundesprogramme, bei denen sich alle einig sind, dass sie sinnvoll sind und an der richtigen Stelle wirken. Die Sprach-Kitas sind so ein Programm. Trotz anderslautender Versprechen läuft es nun aus – mit katastrophalen Konsequenzen für die Berliner Kita-Landschaft.

Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ ist in der Fach-Community und im politischen Bereich gleichermaßen geschätzt. Kein Wunder, dass die Ampel-Parteien im Koalitionsvertrag die Fortführung und Verstetigung des Programms versprochen haben. Jetzt wurde überraschend bekannt: Nach sechs Jahren ist zum Ende dieses Jahres Schluss. Dass die vielen über das Programm beschäftigten Sprachförderkräfte und Fachberatungen dann nicht mehr hierüber finanziert werden können kommt völlig unerwartet und ist gerade für die Berliner Kita-Landschaft ein schwerer Schlag.

„Man hätte keinen schlechteren Zeitpunkt für den Stopp des Programms wählen können“ sagt Teresa Näther, stellvertretende Vorständin des Evangelischen Kirchenkreisverbandes für Kitas Berlin Mitte-Nord. „Gerade haben die Einrichtungen in unserer Stadt eine Vielzahl geflüchteter Kinder aus der Ukraine aufgenommen, die noch kein Wort deutsch sprechen. Zudem gibt es nach letzten Erkenntnissen rund 2.000 Kinder mit Sprachförderbedarf in der Stadt, die aktuell noch keine Kita besuchen. Ihre Familien haben ein Recht darauf, dass ihre Kinder diese Förderung erhalten – und die findet oftmals in einer unserer Kitas statt.“

Das Ende des Programms zwingt die Träger jetzt dazu, die über Jahre gewachsenen professionellen Strukturen in der Sprachförderung Ende 2022 aufzugeben.

„Die Bundesregierung und der Senat müssen jetzt beide dringend tätig werden“ fordert die Geschäftsführerin der Unionhilfswerk Sozialeinrichtungen gemeinnützige GmbH Kathrin Weidemeier. „Einerseits muss das Programm im Rahmen des Bundesqualitätsgesetzes dringend verstetigt werden. Aber auch die Landespolitik ist in der Pflicht wenn die mühsam aufgebauten Strukturen und die Expertise aus sechs Jahren Programmlaufzeit nicht verloren gehen sollen. Keinem Kind in der Stadt ist geholfen, wenn eine politische Ebene jetzt mit dem Finger auf die jeweils andere zeigt.“

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Auch der Deutsche Kitaverband DKV hat sich zu diesem Thema geäussert. Die Pressemitteilung vom 14.07.2022 finden Sie hier.

Hier finden Sie die Petition zur Weiterführung des Bundesprogramms