FRÖBEL: Bau-Projekt Teupitzer Straße

Im Gespräch mit Stefanie Rausch, Leiterin Projektentwicklung bei FRÖBEL zu einem besonderen Kita-Bauprojekt

Stefanie Rausch arbeitet als Leiterin für Projektentwicklung und Unternehmenskooperationen bei FRÖBEL. Die studierte Wirtschaftspädagogin setzt sich hier seit rund zehn Jahren dafür ein, dass neue Kita-Ideen Realität werden können. FRÖBEL ist Deutschlands größter überregionaler freigemeinnütziger Träger und betreibt rund 200 Einrichtungen in Deutschland.

Kita-Stimme.berlin: Frau Rausch, Sie planen für FRÖBEL in Berlin nun schon viele Jahre eine neue Kita in der Nähe einer Hochschule für u.a. Soziale Arbeit und Pädagogik. Was ist das Besondere an dem Projekt?

Stefanie Rausch: Bei diesem Projekt in Marzahn-Hellersdorf handelt es sich um ein Herzensprojekt von FRÖBEL. Seit vielen Jahren kooperieren wir bereits mit der Alice Salomon Hochschule (ASH). Schon vor rund zehn Jahren entstand die Idee, die Kooperation zu vertiefen und in räumlicher Nähe zum Standort der ASH in Marzahn Hellersdorf eine neue Kita zu bauen – damit Wissenschaft und Praxis hier gut voneinander profitieren können.

2021 konnte FRÖBEL endlich einen Erbbaurechtsvertrag für ein geeignetes Grundstück unterzeichnen. Wir glauben nach wie vor, dass eine Kita in unmittelbarer Nähe zur größten staatlichen Hochschule für die Themenbereiche Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung in Deutschland für die Studierenden, die Forschenden und Fachkräfte und vor allem die Kinder vor Ort von immensem Nutzen sein wird.

KSb: An was für Möglichkeiten der Kooperation denken Sie konkret?

SR: Das könnte eine enorme Bereicherung für die Qualitätsentwicklung in allen Kitas sein. Die pädagogische Praxis kann an so einem Standort neue wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen, während die Impulse und Erfahrungen aus der Praxis für die Wissenschaft bspw. Anstoß für neue Forschungsvorhaben geben kann.

KSb: Es könnte also ein wirkliches Vorzeigeprojekt werden?

SR: Wenn die enge Verzahnung der Wissenschaft mit einer Praxis-Einrichtung gelingt, ist das immer etwas ganz Besonderes. Das erleben wir auch in einem ähnlichen Projekt, das wir 2018 im Leipzig umgesetzt haben: Hier betreiben wir in Kooperation mit der dortigen Erziehungswissenschaftlichen Fakultät einen Forschungskindergarten am Universitätscampus Jahnallee. Dieser bietet den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, Interaktionsprozesse zwischen Kindern untereinander, aber auch zwischen Kindern und Erzieherinnen und Erziehern zu erforschen.

KSb: Auch hinsichtlich des Fachkräftemangels könnte das ja interessant sein.

SR: Es wäre bestimmt für viele Fachkräfte sehr interessant, in einer solchen Einrichtung zu arbeiten und unmittelbar von der Nähe zur Wissenschaft zu profitieren. Das zuständige Jugendamt befürwortet das Projekt deshalb auch sehr, weil die Einrichtung gute Möglichkeiten für die Ausbildung angehender Fachkräfte bieten würde. Aber der gesamte Fachbereich der frühen Bildung im Land könnte von einer solchen Einrichtung profitieren.

KSb: Zehn Jahre Planungszeit klingt erst mal sehr lang. Ist das üblich bei solchen Projekten, oder ist das in diesem Fall eine Ausnahme?

SR: Es gibt natürlich immer mal wieder Projekte, die sich länger hinziehen. Dass es zehn Jahre dauert, ist aber schon besonders. Da muss man eine Menge Herzblut investieren und darf den Mehrwert des Projekts für die Stadt, die Kinder im Bezirk und die frühe Bildung nicht aus den Augen verlieren. Das kostet viel Kraft und Ausdauer.

KSb: Was ist denn nun der aktuelle Stand des Projekts? Das Grundstück ist gekauft. Sind die Förderanträge eingereicht? Und wie lange ist die Bearbeitungszeit üblicherweise?

SR: Sie können sich vorstellen, was für ein Erfolgserlebnis es für uns war, als wir nach fast einer Dekade umfangreicher Bemühungen endlich ein geeignetes Grundstück gefunden haben und den Erbbaurechtsvertrag unterzeichnen konnten. Einen ersten Entwurf des Gebäudes haben wir in Vorleistung erstellt und könnten innerhalb kürzester Zeit einen Bauantrag stellen. Das zuständige Jugendamt ist auch im Boot – es sieht einen großen Bedarf für eine Kita in diesem Stadtteil. Wir könnten also sofort mit der Schaffung von 125 neuen Kita-Plätzen loslegen. Wir haben 2020 einen Antrag gestellt, doch leider gab es bisher keine Förderzusage, und unser Projekt ist auf der Warteliste gelandet.

KSb: Was passiert, wenn es eine Absage gibt? Wird so ein besonderes Projekt nicht auch fachlich intensiver beleuchtet, wenn es um die Finanzierung geht?

SR: Die aktuelle Kita-Ausbaupolitik mit angezogener Handbremse trägt sicherlich nicht dazu bei, dass in Berlin solch innovative Projekte entstehen können. Natürlich muss man für gute Ideen ab und an auch kämpfen. Aber es demotiviert, wenn man dabei auf den letzten Metern so schonungslos gestoppt wird. Denn ohne eine Förderung können Träger die hohen Baukosten für einen Kita-Neubau natürlich nicht stemmen. Aber das Projekt ist FRÖBEL einiges Wert: Für den Neubau der Kita würden wir rund 2,5 Millionen an eigenen Mitteln einbringen.

Wir fragen uns, wie der Kita-Ausbau in Berlin überhaupt gelingen soll, wenn selbst solche Projekte, die alle Förderkriterien erfüllen, von Jahr zu Jahr verschoben werden, obwohl die Familien hier dringend die Betreuung benötigen.

KSb: Frau Rausch, vielen Dank für das Gespräch, und wir drücken die Daumen, dass dieses tolle Projekt die langersehnte Förderung bekommt und schnell umgesetzt werden kann.