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Im Gespräch mit Rainer Oetting, Vorstand vom DRK Kreisverband Berlin-Nordost zum Kita-Bau

Rainer Oetting ist Wirtschaftspädagoge und seit jeher in der Sozialbranche zu Hause. Die durchgängige Beschäftigung in vielen Feldern des Sozialbereichs – von der Arbeit mit Geflüchteten über Job-Center-Maßnahmen bis hin zu Kindertagesstätten – hat ihn schließlich zum heutigen Aufgabenfeld als geschäftsführenden Vorstand des DRK Kreisverbandes gebracht.

Kita-Stimme.berlin: Herr Oetting, in welchen Bereichen engagiert sich der DRK-Kreisverband Berlin Nordost und was ist Ihr Aufgabenbereich dort?

Rainer Oetting: Der DRK-Kreisverband, also der Kreis Soziale Arbeit, hat 125 Beschäftigte in den Bereichen Kita, Schulsozialarbeit, HzE, Familienförderung und Jugendhilfe. Das ist relativ bunt gemischt. Der Kita-Platzausbau ist im Moment noch ein relativ kleiner Teilbereich, aber für uns trotzdem sehr wichtig und spannend. Wir verfolgen ja das Prinzip der „KJFZ“ – also der Kinder-, Jugend- und Familienzentren – und da gehört natürlich eine Kita immer mit dazu. Kinder schließen Familien auf und machen sie zugänglich für bestimmte Leistungen. Da können wir um unsere Kitas herum alles Mögliche an weiteren Angeboten stricken, je nach Bedürfnissen der Familien an den jeweiligen Standorten.

KSb: Was für Bauprojekte sind bei Ihnen im Kita-Bereich zur Zeit in Planung? Und inwieweit müssen Sie bei so einem Projekt in Vorleistung gehen?

ROe: Insgesamt planen wir derzeit vier verschiedene Kitas. Die sind allerdings gerade alle in der Warteschlange, da die Förderanträge verzögert bearbeitet werden und es eine viel zu geringe platzorientierte Bauförderung gibt. In der Regel gehen wir bei uns erst einmal komplett in Vorleistung. Wir rechnen aber meist mit beiden Möglichkeiten: Es gibt eine Bewilligung für die Förderung oder nicht. Ohne finanzielle Unterstützung ist der Kita-Ausbau nicht wirtschaftlich realisierbar. Im Moment sind wir im Gespräch mit einem Wohnungsentwickler. Und er hat, wie auch die zukünftigen Bewohner:innen, ein Interesse daran, dass in dem Wohnbauprojekt sowohl eine Kita als auch ein Anlaufpunkt für die Familien, die dann später dort wohnen, entsteht. Natürlich ist es wichtig, die relevante Soziale Infrastruktur in neuen Wohngebieten von vorne herein einzubeziehen und mit zu beplanen. Das gilt umso mehr, als in aktuellen Wohnungsbauprojekten der Soziale Wohnungsbau eine erhebliche Rolle spielt.

KSb: Das heißt aber auch, wenn Sie mit einem Bauträger arbeiten, dass Sie dann in einer gewissen Abhängigkeit stehen, oder?

ROe: Genau. Wir stehen anschließend in einem Mietverhältnis, und das ist nicht ganz billig. Kitas sind Teil unseres sozialen Auftrages in der wachsenden Stadt. Aber draufzahlen möchten wir als Verband auch nicht – können wir auch gar nicht.

KSb: Wie hilfreich ist denn die Planung in den sogenannten Bedarfsgebieten, in denen sie hauptsächlich ihre Projekte planen?

ROe: Es gibt eine Übersichtskarte, den Kita-Bedarfsatlas, der jährlich vom Senat Berlin in Zusammenarbeit mit den Bezirken herausgegeben wird. Und da schauen wir als allererstes rein. Aber wenn es ein Neubau-Vorhaben für viele Wohnungen gibt, dann ist der Bedarf im Bedarfsatlas oft noch gar nicht verzeichnet. Aber ich weiß ja, wie viele Wohneinheiten da gebaut werden, dann gibt es einen prozentualen Richtwert. Und das gibt Orientierungshilfe.

KSb: Erhöht das Ihrer Erfahrung nach die Chance auf eine Förderung?

ROe: Grundsätzlich ja. Aber im Moment ändert das ja leider nichts. Die Förderung für den Kita-Platzausbau ist ja derzeit noch in Klärung in Berlin.

KSb: Was ist denn bei Ihnen als Träger die größte Herausforderung, was den Ausbau von Kita-Plätzen angeht?

ROe: Schlicht und ergreifend das Geld. Das Personal ist natürlich auch eine Herausforderung – Stichwort Ungleichbehandlung zwischen den landeseigenen Kitas und uns Freien Trägern. Damit verschärft man den Arbeitsmarkt künstlich und auch meiner Ansicht nach in einer nicht ganz fairen Art und Weise.

KSb: Sie sprechen von der sogenannten Hauptstadtzulage?
(Anm. d. Red.: Berliner Angestellte und Beamte bekommen seit 2020 150 Euro im Monat als sog. Hauptstadtzulage ausgezahlt, um die Attraktivität der Stadt als Arbeitgeber zu stärken)

ROe: Genau.

KSb: Haben Sie das Gefühl, dass der Kita-Platzausbau für freie Träger in Berlin schwieriger geworden ist?

ROe: Ja, die Situation ist meines Erachtens schon schwieriger geworden. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir vermissen die Verlässlichkeit. Wir können nicht wirklich eine kontinuierliche Linie und Planverfolgung erkennen. Und wir wünschen uns, dass die Prozesse partizipativ mit den Trägern erfolgen. Wir Freie Träger sind nun einmal die große Mehrheit unter den Kita-Betreibern, da wünschen wir uns schon mehr Transparenz und auch mehr Partizipation.

Es sollten ja alle Eltern und Kinder in Berlin die Möglichkeit haben, einen Kita-Platz in Anspruch nehmen zu können. Und das ist derzeit nicht gegeben. Natürlich kann ich ein Stück weit nachvollziehen, wenn es nach neuen Statistiken seitens des Senats neue Berechnungen gibt und es statt 24.000 nur noch einen Bedarf für 18.000 Plätze gibt. Aber diese brauchen wir eben trotzdem. Und sie werden nicht morgen vom Himmel fallen, sondern dafür muss man nach wie vor bauen.

KSb: Herr Oetting, wir danken Ihnen vielmals für Ihre Zeit und drücken die Daumen, dass alle Projekte wie geplant um