EVKVBMN: Kita-Bauprojekt Heiligensee

Im Gespräch mit Kathrin Janert, Vorständin vom evkvbmn zum Kita-Bauprojekt Heiligensee

Kathrin Janert ist seit 1994 im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen, Erzieherin, Dipl. Sozialpädagogin, Sozialmanagerin. Seit 2007 Geschäftsführerin der Ev. Kitas im Kirchenkreis Stadtmitte und seit 2011 Vorständin des Ev. Kitaverbandes.

Kita-Stimme.berlin: Frau Janert, der Evangelische Kirchenkreisverband für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord ist ein großer freier Träger. Für wie viele Kitas sind Sie verantwortlich?

Kathrin Janert: Der Evangelische Kitaverband Mitte-Nord hat aktuell 34 Kitas und betreut zirka 2.450 Kinder. Ich habe gerade noch mal nachgerechnet, wie viele Plätze wir in den letzten zehn Jahren geschaffen haben, und das sind sage und schreibe 670 Kitaplätze, die wir als freier Träger für die Versorgung von Familien in Berlin gebaut haben. Also wirklich eine beachtliche Zahl, wo wir auch eine hohe Expertise entwickelt haben in Bezug auf Kita-Neubauten und Erweiterungsbauten. Und wir haben da auch unsere Verantwortung in großem Maße wahrgenommen, weil jedes Bauprojekt auch immer einen hohen Eigenanteil beinhaltet.

KSb: Was sind denn die größten Herausforderungen und Hürden bei Kita-Bauprojekten?

KJ: Da möchte ich als Beispiel eine Baumaßnahme schildern, die wir 2020 beantragt haben. Wir möchten eine Kita in Heiligensee bauen, die vom Bezirk Reinickendorf auch sehr stark gewünscht wird, und wo wir seit 2017 in den Planungen sind. Das ist ein besonderes Grundstück mit einem hohen Waldanteil, also eine riesige Fläche. Da waren wahnsinnig viele Gutachten notwendig, um überhaupt einen Bauantrag stellen zu können. Und wir als Träger sind dort bis jetzt mit einer halben Million Euro an Vorleistungen hineingegangen, was Architektenhonorare, Gutachterhonorare, Brandschutzkonzepte etc. betrifft. Das ist die grundsätzlich eine große Hürde für Träger, dass man erst mal in eine große Vorleistung geht – ohne zu wissen, ob der Antrag irgendwann bewilligt wird.

KSb: Was wäre denn eine wünschenswerte Veränderung, damit es eine schnellere Bearbeitung gibt und es eine größere Planungssicherheit gibt?

KJ: Die optimale Situation wäre zunächst, dass es ein Einvernehmen mit dem Bezirk gibt, dass an einem Ort Kita-Plätze gebraucht werden und der Bezirk diese Bauprojekte priorisiert. Diese sollten dann auch entsprechend schnell berücksichtigt werden und der Träger zeitnah grünes Licht bekommen, um weiter in den Planungen voranzuschreiten. Dann hätten wir zumindest eine gewisse Sicherheit und wüssten: Okay, wir gehen jetzt zwar in Vorleistung, aber am Ende wird das Projekt erfolgreich gefördert und kann dann auch schnellstmöglich umgesetzt werden.

KSb: Das heißt im Umkehrschluss, in so einem Fall wie Heiligensee: Wenn es keine Zusage gibt für eine Förderung, ist das Projekt damit gestorben?

KJ: Ja, das Projekt wäre damit gestorben. Und all die Vorleistungen, wie beispielsweise die bereits erteilte Baugenehmigung, mit der wir direkt hätten in die Umsetzung gehen können, wären nicht mehr relevant. Wir müssten das Projekt dann für beendet erklären.

KSb: Wie könnte denn eine bessere Zusammenarbeit mit den Behörden aussehen?

KJ: Also erst einmal müssten die Fördermittel für den Kita-Ausbau drastisch erhöht werden. Allein die aktuelle Warteliste umfasst unseres Erachtens schon 100 Millionen Euro – das sind die Projekte, zu denen Träger Anträge abgegeben haben und somit in Vorleistung gegangen sind. Aber die 25 Millionen, die unseres Wissens für 2022/2023 vorgesehen sind, reichen ja nicht mal aus, um diese Wartelisten-Projekte zu finanzieren. Geschweige denn neuere Projekte, wie beispielsweise unseres in Heiligensee, die dringend in bestimmten Stadtteilen gebraucht werden.

Es gibt ja immer wieder Gespräche mit den Bezirken, die entsprechend ihrer Bedarfsplanung Prioritäten setzen und dann kommunizieren: Ja, in diesem Gebiet gibt es zum Beispiel eine drastische Unterversorgung von Familien, so dass diese Wartelisten-Projekte alle noch einmal geprüft werden. Dann gibt es zumindest eine Inaussichtstellung der Fördermittel für die Träger. Wenn man sicher wüsste, dass man 2022 oder 2023 auf jeden Fall mit von der Partie ist und die Fördermittelzusage bekommt, dann könnten wir Projekte auch noch ein bisschen schieben. Allerdings können sich Baukosten innerhalb eines Jahres auch fast verdoppeln, was ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist.

KSb: War das denn einmal anders? Gab es „bessere Zeiten“, was die Arbeit als freier Träger und vor allem das Engagement für den Ausbau von Kita-Plätzen betrifft?

KJ: Es gibt ja immer dieses Gefühl, früher war alles besser (lacht). In dem Fall würde ich dem aber zustimmen. Es gab früher, mit der Ausgründung der Eigenbetriebe aus den Bezirksämtern, schon so eine Tendenz, dass eine Gleichbehandlung zwischen freien Trägern und öffentlichen Trägern angestrebt wird. Das hat sich in den letzten Jahren meines Erachtens sehr stark verändert. Dies ist ja nicht nur eine Bewegung, die wir im Kita-Bereich wahrnehmen, die findet ja auch im Bereich der Jugendhilfe, der Krankenhäuser etc. statt, der “gefühlte” Trend, dass wieder stärker kommunalisiert werden soll. Und freie Träger, obwohl eine Gleichbehandlung gesetzlich verankert ist, kommen dadurch zunehmend in Schwierigkeiten.

KSb: Jetzt noch mal eine persönliche Frage, bei all diesen geschilderten Herausforderungen: Warum machen Sie denn, was Sie machen? Was ist denn trotz allem das Positive an diesem Job?

KJ: Also, ich finde das Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen ermöglicht einem so viele Gestaltungsspielräume in Bezug auf die frühkindliche Bildung. Kitas zu bauen, zu begleiten, zu fördern, sich immer wieder auf die Bedürfnisse von Familien einzurichten, zu schauen, was Kinder in dieser Zeit brauchen, das ist für mich persönlich eine ganz große Motivation.

KSb: Frau Janert, danke für Ihre Zeit. Alles Gute und viel Erfolg bei den tollen Projekten, die Sie mit Ihrem Team vorantreiben.